«Wir dürfen von unseren Prinzipien eines liberalen Arbeitsmarkts und einer offenen Volkswirtschaft nicht abweichen.»

29.04.2020

Das Coronavirus trifft die Schweizer Wirtschaft hart. Ökonomen rechnen mit einem starken Rückgang des BIP. Diese Situation bietet Nährboden für populistische Forderungen aus allen Ecken. Tragen wir deshalb Sorge zu den Grundpfeilern und Erfolgsgaranten der Schweiz. Um die Wirtschaft und die Arbeitsplätze in unserer Region zu stabilisieren, müssen wir Vertrauen zurückgewinnen, Investitionen und Aufträge auslösen sowie Flexibilität und Kreativität weiter leben.

von Elisabeth Schneider-Schneiter, Präsidentin Handelskammer beider Basel

Das Coronavirus trifft die Schweizer Wirtschaft hart. Die Ökonomen des Staatssekretariates für Wirtschaft (SECO) rechnen mit dem stärksten Rückgang des BIP seit der Ölkrise 1975. Die einschneidenden Massnahmen führen zu einer massiven Abnahme des Privatkonsums, aber auch zu einem Einbruch der Exporte aufgrund der unterbrochenen globalen Lieferketten. Der Austausch von Waren und Dienstleistungen trocknet aus. Man verdient weniger und gibt auch weniger aus. 

Diese Situation bietet Nährboden für populistische Forderungen aus allen Ecken. Es brauche jetzt ein Grundeinkommen, die Unternehmen sollen nun noch mehr zur Kasse gebeten werden oder gar verstaatlicht werden. Auf der anderen Seite wird die Schliessung der Grenzen als Post-Corona-Modell gefeiert und die Schadenfreude ist gross, dass die EU tiefer in der Krise steckt, denn je.

Doch eigentlich sollten wir gerade jetzt realisieren, woher unser Wohlstand überhaupt kommt. Die Schweiz verdankt ihren Wohlstand zu einem grossen Teil einer klugen Politik der internationalen Offenheit. Die Kleinheit unseres Binnenmarktes zwang viele hiesige Unternehmer dazu, ausländische Märkte zu erschliessen. Diese Exportorientierung brauchte Flexibilität und Innovation, um international wettbewerbsfähig zu sein. Kern der Offenheit war auch der Import von Fachkräften, welche Wissen und unternehmerische Dynamik brachten.

Der Lockdown der Wirtschaft kommt uns teuer zu stehen. Es wird zu Einbussen unseres Wohlstandes kommen. Die Post-Corona-Welt wird eine andere sein. Wir haben es in der Hand, diese Welt zu gestalten. Wichtig ist nun der Blick in die Zukunft auf das, was morgen zählt. Wir müssen jetzt handeln, um die Wirtschaft und die Arbeitsplätze in unserer Region zu stabilisieren. Das bedeutet auch, Zuversicht und Vertrauen zurückgewinnen und Investitionen und Aufträge auslösen sowie Flexibilität, Solidarität und Kreativität weiter leben.

Damit die Schweiz ein attraktiver Wirtschaftsstandort bleibt, dürfen wir von unseren Prinzipien eines liberalen Arbeitsmarktes und einer offenen Volkswirtschaft nicht abweichen. Die Wohlstandsinsel Schweiz ist nicht gottgegeben. Tragen wir Sorge zu ihren drei Grundpfeilern und Erfolgsgaranten, die sind: Bürgernähe der Politik dank der direkten Demokratie, starke Kantone als Nährboden für einen gesunden Standortwettbewerb innerhalb der Schweiz und das vertrauensvolle und unbürokratische Zusammenspiel zwischen Staat und Wirtschaft als Folge des Milizsystems.

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