«Es braucht ein stabiles und solides Wissen»

03.07.2019

Die Swiss School for International Business (SSIB) ist ein Unternehmen verschiedener Industrie- und Handelskammern der Schweiz und die führende Anbieterin von Aus- und Weiterbildung im Aussenhandel. CEO Gina Weidmann über aktuelle Herausforderungen im Aussenhandelsbereich und warum der Verzicht auf Frontalunterricht kein Thema für sie ist.

Frau Gina Weidmann, Sie sind CEO der Swiss School for International Business. Welche Ausbildungen bieten Sie an?

Nun, wir bieten eine breite Palette an Ausbildungen für Fachkräfte im Bereich Import und Export an. Angefangen von der Grundstufe, die so genannten Basiskurse Exportsachbearbeiter und Importmanager, die 6-8 Tage dauern und mit einem Diplom der Schweizer Handelskammer abschliessen, bis zur höheren eidgenössischen Fachprüfung, der eidg. dipl. Aussenhandelsleiterin HFP. Dazwischen bieten wir die sehr beliebte Berufsprüfung zum eidg. Aussenhandelsfachmann (BP) an. Zusätzlich bieten wir spezifische Schulungen für Unternehmen und verschiedene Seminare an.

An wen richtet sich Ihr Ausbildungsprogramm?

An alle Personen, die mit Export oder Import zu tun haben oder in Berührung kommen. Aber auch für diejenige, die in so genannten Schnittstellenabteilungen arbeiten, wie Verkauf oder Finanzen, oder auch an Unternehmen, die einen internen Schulungsbedarf haben. Wir haben einen Pool von rund 50 Dozenten und können damit viele Themen ganz individuell abdecken.

Lassen Sie mich noch etwas zum Aufbau der Studiengänge sagen: Wer nach einer Kaufmännischen Lehre oder Matura bereits zwei Jahre Berufserfahrung gesammelt hat, kann direkt in den Aussenhandelsfachmann/-frau einsteigen und so die Praxis theoretisch bestätigen. Wer bereits sechs Jahre und mehr Berufserfahrung hat, Teamleiter ist, oder eine Fachprüfung - dies muss nicht zwingend die Aussenhandelsfachprüfung sein -, respektive eine andere höhere Ausbildung absolviert hat, kann sich für die Ausbildung zum Aussenhandelsleiter anmelden. Diese ist im Gegensatz zum Aussenhandelsfachmann, der im operativen Bereich tätig ist, mehr strategisch ausgerichtet. Zukünftige Aussenhandelsleiterinnen sind fähig, vernetzt zu denken, die internationale Koordination im Unternehmen zu lenken sowie der Geschäftsführung beratend zur Seite zu stehen. Sie können Entscheidungen treffen, Projekte führen und werden auch im Bereich Leadership ausgebildet.

Was sind die grössten Herausforderungen im Aussenhandelsbereich?

Sicherlich im richtigen Moment optimal reagieren zu können, die beste Entscheidung für das Unternehmen zu treffen. Der grenzüberschreitende Warenverkehr ist ein Business, das fast täglich neue Auflagen oder Bestimmungen erhält. Dazu braucht es ein stabiles und solides Wissen. Ich glaube, es gibt kein anderer Bereich, wo die Unsicherheiten dermassen hoch sind. Unser Ziel ist es, mit Aus- und Weiterbildung theoretisches Wissen zu vermitteln, damit die nötige Sicherheit für den Job erlangt werden kann. Oft geht es auch nur darum zu wissen, an wen man sich wenden kann und wo man die benötigte Unterstützung erhält. Dies wird an unserer Schule hochgeschrieben. Für die SSIB - als Schule verschiedener Handelskammern - ist es natürlich ein grosser Vorteil, die Handelskammern als Kompetenzpartnerinnen Nummer 1 im Rücken zu haben. Wir begleiten die Studenten nicht nur während der Ausbildung, sondern stehen auch nach dem Abschluss jederzeit beratend zur Seite.

Stimmen Sie Ihr Angebot auf aktuelle Entwicklungen ab?

Selbstverständlich. Unsere Lehrkräfte sind Spezialisten aus der Praxis. Jeder ein Experte in seinem Bereich. Sie passen den Unterrichtsstoff laufend an. Aufgrund des aktuellen globalen Geschehens sind viele Unternehmen beispielsweise stark im Bereich Compliance gefordert. Nicht unter- oder überreguliert zu sein, den eigenen Mittelweg zu finden, dies ist aktuell eine grosse Herausforderung.

Gina Weidmann, CEO SSIB: «Der grenzüberschreitende Warenverkehr ist ein Business, das fast täglich neue Auflagen oder Bestimmungen erhält.»

Hat sich die Nachfrage nach den Ausbildungen in den letzten Jahren verstärkt, gibt es irgendwelche Tendenzen?

Wir stellen fest, dass sich die Nachfrage nach einem qualifizierten Abschluss und nach ausgebildeten Fachmänner und –frauen verstärkt hat in der Vergangenheit. Im Gegensatz zu früher, wollen die Unternehmen heute Fachkräfte einsetzen und suchen diese auch gezielt. So erleben wir in unserem Stellenportal, dass aktuell häufig eine abgeschlossene Fachprüfung, respektive eine Import- oder Exportausbildung Voraussetzung ist. Die Exportabteilungen sind nicht mehr total unbeachtet im C-Level. Die Unternehmen sind viel mehr sensibilisiert, dass sie Verantwortung tragen und sich auch bewusst, wenn Ausfuhr und Zolldokumente unterschieben werden, dass dies rechtliche Konsequenzen haben kann.

Stichwort Digitalisierung: Welchen Stellenwert hat die Digitalisierung in den Ausbildungen?

Natürlich einen sehr hohen. Die Digitalisierung begleitet und beschäftigt uns täglich. Im letzten Jahr wurde erfolgreich der erste online Einstufungstest aufgeschaltet. Ebenfalls konnten wir intern von bisher zwei auf einen Drucker reduzieren und mehr mit elektronischen Unterlagen arbeiten. Und in der eidgenössischen Prüfung 2020 wird zum ersten Mal das Mitbringen von Electronic Devices erlaubt sein. Trotzdem soll noch kein Verzicht auf Frontalunterricht stattfinden. An unserer Schule wird das Vernetzen und Austauschen sehr hoch geschrieben. Das Aufeinandertreffen von Studentinnen und Studenten aus allen Branchen bereichert ungemein. So treffen der Schoggi-Exporteur und der Pharma-Exporteur aufeinander und der Elektronik-, Maschinen- oder Textil-Importeur auf den Verkäufer. Diese Kombinationen sind fantastisch und zum Glück noch «analog».

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