Übungsprogramm der Uni Basel reduziert Sportverletzungen bei Kindern

13.01.2023

Sport und körperliche Bewegung sind gesund und wichtig. Neben vielen positiven Effekten haben sie aber auch eine Nebenwirkung: Ein gewisses Verletzungsrisiko. Ein neues Präventionsprogramm für den Kinderfussball reduziert das Verletzungsrisiko um fast die Hälfte.

Das neue Jahr hat begonnen und zahlreiche Menschen haben einen Neujahrsvorsatz: mehr Sport zu machen. Doch es fällt vielen schwer, dranzubleiben. «Das Bewusstsein dafür, dass Sport gesund ist, ist bei den meisten vorhanden. Es hapert aber bei der Umsetzung», stellt Dr. Roland Rössler, Privatdozent für Sportwissenschaften an der Universität Basel, fest. Dabei sei körperliche Inaktivität nicht nur ungesund, sondern auch gefährlich: Weltweit ist sie die vierthäufigste Todesursache – mit steigender Tendenz über die letzten Jahre. Zudem ist die Inaktivität auch teuer: Insbesondere in Ländern mit hohen Einkommen sind die volkswirtschaftlichen Kosten erheblich und liegen im dreistelligen Milliardenbereich – ebenfalls mit steigender Tendenz. «Zurecht engagiert sich die globale Gesundheitsinitiative «Exercise is Medicine» dafür, dass Sport beziehungsweise körperliche Aktivität als Medizin oder Medikament anerkannt wird und somit ärztlich verordnet werden kann», erläutert der Sportwissenschaftler.

Interventionen vor der Pubertät


Rössler nennt aber auch die Nebenwirkung von Sport: das Verletzungsrisiko. Wer sich verletze, kehre leider oft nicht mehr zum Sport zurück. Deshalb sei es sehr wichtig, so früh wie möglich präventive Massnahmen zu ergreifen. Rössler hat zusammen mit anderen Forschenden von der Universität Basel und anderen europäischen Universitäten eine gross angelegte Studie durchgeführt und das Präventionsprogramm «FIFA 11 + Kids» für den Kinderfussball entwickelt. «Fussball ist die meistgespielte Sportart auf der Welt. Deshalb haben wir uns für diese Sportart entschieden», so der Sportwissenschaftler. Bisher gab es keine Forschungsprojekte, die sich auf den Kindersport konzentrierten, obwohl Verletzungen bei Heranwachsenden besondere Aufmerksamkeit erfordern. «Interventionen müssen aber vor der Pubertät beginnen – so früh wie möglich», betont Rössler, «denn ab der Pubertät steigen viele Jugendliche aus dem Vereinssport aus, häufig auch aufgrund von Verletzungen.»

Sieben Übungen vor jedem Training


Zum Programm gehören sieben Übungen, welche die Kinder vor jedem Training in vorgegebener Reihenfolge durchführen. Sie trainieren damit in 15 Minuten Koordination, Gleichgewicht, Kraft im Rumpf und in den Beinen und optimieren ihre Falltechnik. Neben dem Hauptziel, Verletzungen zu reduzieren, verbessert das Programm auch sportartspezifische Fähigkeiten. «Unsere Tests haben gezeigt, dass mit diesen Übungen das Verletzungsrisiko insgesamt um 48 Prozent reduziert werden kann – und das Risiko für schwere Verletzungen sogar um 74 Prozent», sagt Rössler.

Ursprünglich war das Projekt zum grossen Teil von der FIFA finanziert. «Leider ist diese finanzielle Unterstützung auf den letzten Metern weggefallen», bedauert der Sportwissenschaftler. Nun möchten die Forschenden «FIFA 11 + Kids» auch ohne den gewichtigen Partner weltweit in die Vereine bringen. Neuseeland hat das Programm bereits flächendeckend in Fussballvereinen eingeführt und die Tschechische Republik sowie die Niederlande arbeiten gerade an einer landesweiten Implementierung.

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