Zone Zukunft: Im Gespräch mit Baudirektorin Esther Keller und Baudirektor Isaac Reber

02.06.2021

Die kleinräumige Struktur der Region Basel und die Vielzahl an Transformationsflächen stellen hohe Anforderungen an die Planungsarbeiten. Nach den Regierungsratswahlen 2019 in Baselland und 2020 im Stadtkanton hat ein neues Duo das Dossier zur räumlichen Entwicklung in den beiden Basel übernommen. Handelskammerdirektor Martin Dätwyler sprach mit Regierungsrätin Esther Keller und Regierungsrat Isaac Reber.

Im Mittelpunkt der Debatte stand das Spannungsfeld zwischen Raumentwicklung und Wirtschaft. Martin Dätwyler wollte von seinen Gästen wissen, welchen Kurs sie in der Raumpolitik fahren, welche Trends sie als nachhaltig einordnen, wie sie das Potenzial der kantonsübergreifenden Entwicklung von Wirtschaftsflächen einstufen und was für Chancen, Risiken und Konsequenzen diese Politik für die Unternehmen und den Wirtschaftsstandort hat.

Esther Keller sprach dabei vor allem das Problem der Zielkonflikte an. Der Boden ist stets ein begrenztes Gut, was zu einem Spannungsfeld zwischen verschieden Interessen führen könne. Die Bevölkerung wünscht sich oft viel Freiraum, grüne Flächen und bezahlbaren Wohnraum. Dem gegenüber stehen die Unternehmen, die den Boden als Wirtschaftsfläche nutzen möchten. Dabei war es Keller wichtig zu betonen, dass der Gesellschaft bewusstgemacht werden muss, dass die Wirtschaft und somit die logistische Nutzung von verfügbarem Boden sehr wichtig für den Standort Basel ist. Isaac Reber sieht diese Problematik ebenfalls: Im Kanton Basel-Land gebe es allerdings ein wenig mehr Platz. Potenzial hat für ihn die Idee einer Mehrfachnutzung von Arealen. Da sich auch die Industrie und die Art und Weise des Arbeitens in der Region verändert habe, müsse das Wohnen und Arbeiten nicht mehr so strikt getrennt werden. Das Beispiel Transitlager am Dreispitz zeige, dass sich die Industrie und das Wohnen auf einem Areal verbinden lassen.

Daran anschliessend betont Esther Keller, dass die Nettogrösse einer Fläche alleine nicht entscheidend sei, dass man dadurch weder die Anzahl Arbeitsplätze, noch die Wertschöpfung ablesen könne. Büros benötigen zukünftig zum Beispiel immer weniger Platz, wie die Pandemie und der Trend hin zum Homeoffice gezeigt haben. Ziel sollte es sein, mit Fläche effizienter umzugehen. Weitere Trends in der Raum- und Arealentwicklung sieht Keller vor allem in der Regionalisierung und der gesteigerten Nachfrage nach regional produzierten Produkten. Reber hingegen sprach die Veränderungen in den Agglomerationen an. Die Menschen wollen wieder näher beieinander sein und kürzere Wege haben. Dies sei eine grosse Chance für Transformationen, was man zum Beispiel am Projekt «UptownBasel» sehen könne. In diesem Areal käme es zu einer Renaissance der Produktion, zu einer Industrie 4.0.

Martin Dätwyler wollte weiter von den Beiden wissen, ob es auch konkrete Areale gibt, die ihnen ganz persönlich sehr am Herzen liegen und warum diese denn so attraktiv seien. Von Keller sprach das Klybeck und das Areal Wolf an. Daran seien hauptsächlich der Prozess der Zusammenarbeit mit der Bevölkerung spannend und die Suche nach geeigneten Kompromissen. Reber nannte unteranderem den Raum Pratteln und Muttenz. Daran gefalle ihm, dass die Attraktivität des Standorts durch verschiedene Projekte verbessert würde und das Gebiet somit grosses Entwicklungspotenzial habe.

Bezüglich der Zusammenarbeit zwischen den Kantonen betonte Reber, dass die Grenzen nicht politisch, sondern geographisch gezogen werden sollten und Esther Keller merkte an, dass bereits sehr viel Koordination und Abstimmung vorhanden sei. Ein Beispiel hierfür wäre die Verkehrsplanung, die auch längst trinational erfolgt. Schwierigkeiten könne hingegen der föderalistische Charakter bereiten.

Dätwyler betonte am Schluss der Debatte, die Wichtigkeit, dass sich die Unternehmen und Investoren frei entfalten und sich die Wirtschaft somit in der Arealentwicklung vermehrt einbringen könne. Keller schloss daran an und stellte klar, dass die Zusammenarbeit mit Wirtschaftsverbänden sehr wertvoll ist und sie sich auf weiteren Austausch freue. Dies wird am 24. September 2021 im Rahmen des Fachkongresses «Zone Zukunft» der Handelskammer beider Basel zur Raumentwicklung in der Region möglich sein.

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