Soziale Ausgrenzung tut immer weh

07.02.2023

Neue Forschungsergebnisse der Universität Basel zeigen, dass Betroffene immer wieder von neuem darunter leiden, wenn sie ausgeschlossen werden. Auch für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber ist es deshalb wichtig, rechtzeitig auf Ausgrenzungen am Arbeitsplatz zu reagieren.

Egal, wie oft Menschen nicht gegrüsst, wie Luft behandelt oder im Berufsalltag von Projekten ausgeschlossen werden – sie leiden immer wieder von neuem darunter. Zu diesem Schluss kommen Forschende der Universität Basel in zwei neuen Publikationen. «Wir sind der Frage nachgegangen, wie es Menschen geht, wenn sie wiederholt soziale Ausgrenzung erleben. Wir haben herausgefunden, dass die Betroffenen diese trotz Wiederholung weiterhin als schmerzhaft empfinden. Und auch wenn sie den Ausschluss erwarten und sich mental dafür wappnen können, leiden sie darunter», erläutert Melissa Jauch, die im Rahmen ihrer Doktorarbeit an der Fakultät für Psychologie massgeblich an den beiden Publikationen mitgewirkt hat.

Betroffene brauchen Hilfe

«Psychischer oder emotionaler Schmerz ist vergleichbar mit körperlichem Schmerz», sagt die Wissenschaftlerin, «und wenn es um körperlichen Schmerz geht, gewöhnen sich Menschen oft daran und reagieren weniger empfindlich auf weitere Schmerzstimuli. Bei psychischem Schmerz ist das jedoch nicht der Fall.» Es gebe Forschungsergebnisse aus anderen Bereichen, die zeigen, dass Laien oftmals annehmen würden, dass Menschen sich an schlimme Ereignisse gewöhnen und somit auch weniger darunter leiden, obwohl dies nicht zutreffe. Jauch: «Solche Annahmen können bei Menschen die Bereitschaft reduzieren, den Betroffenen zu helfen. Und das ist natürlich ein grosses Problem in zahlreichen Lebensbereichen, in denen Menschen zusammenkommen, unter anderem in Unternehmen oder Schulen.» Deswegen seien die Ergebnisse ihrer Arbeit so relevant. 

Die Psychologin Melissa Jauch hat im Rahmen ihrer Doktorarbeit die soziale Ausgrenzung unter die Lupe genommen.
Soziale Ausgrenzung weniger gut sichtbar

«Im Durchschnitt erfahren Menschen ungefähr einmal pro Tag sozialen Ausschluss», sagt Jauch. Natürlich seien nicht alle solche Situationen gleich belastend, jedoch können sie unter gewissen Umständen zu psychischem Stress und Depressionen führen. Die Forschenden haben sich bewusst auf soziale Ausgrenzung und nicht auf Mobbing fokussiert. Im Unterschied zu sozialer Ausgrenzung ist Mobbing nicht durch die Abwesenheit von sozialer Interaktion gekennzeichnet, sondern es findet eine Interaktion zwischen Menschen statt, die negativ und demütigend ist. «Im Gegensatz zum Mobbing ist soziale Ausgrenzung weniger gut sichtbar», erläutert die Psychologin.


Sie rät deshalb Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern, rechtzeitig auf Zeichen von sozialem Ausschluss am Arbeitsplatz zu reagieren und allfällige Missverständnisse mit allen Beteiligten zu klären, denn: «Ausschluss beruht oft auf Missverständnissen.» Es könne dabei auch sinnvoll sein, professionelle Hilfe zu beanspruchen. «Präventiv wirkt eine vertrauensvolle, respektvolle Unternehmenskultur, in der Probleme und Fehler angesprochen und wertschätzende Rückmeldungen gegeben werden», fasst die Wissenschaftlerin zusammen.

Die Publikation zu wiederholtem Ausschluss finden Sie hier.

Die Publikation zu erwartetem Ausschluss hier.

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