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KOLUMNE
























                                   WER SCHAFFT IN ZUKUNFT


                                                 WOHLSTAND?



                                                         Von Dr. Andreas M. Walker



                  Die Antwort ist so einfach wie fordernd zugleich: wir   Die Babyboomergeneration hat in den vergangenen
                  selbst. Das swissfuture­Hoffnungsbarometer zeigt:   50 Jahren Wohlstand und Lebensqualität primär durch
                  Hoffnung und Wille zur Zukunft beginnen bei mir selbst.   Stabilität, Sicherheit und Besitz definiert. Doch unsere
                  Weder Staat noch Arbeitgeber, weder Eltern noch   Lebens­ und Wirtschaftsformen sind durch Globalisie­
                    Kirche – ich selbst bin gefordert, Chancen zu erkennen   rung und Digitalisierung sehr schnell und hektisch
                  und Schritte zu gehen, um Zukunft zu ermöglichen.     geworden. Wir sind in ein Dilemma geraten: Minimieren
                    Antonovskys Prinzip von Kohärenz und Salutogenese   wir Risiken, um den Besitzstand von gestern abzusi­
                  oder Baduras Konzept der Selbstwirksamkeit zeigen:   chern, oder eröffnen wir neue Möglichkeiten für die
                  Um Veränderungen gesund zu bewältigen und erfolg­    Entwicklung von morgen?
                  reich zu gestalten, muss jede Einzelne und jeder
                    Einzelne erkennen, wo sie oder er selbst etwas beitra­  Wir sind gefordert, neue Wege in positive Zukünfte zu
                  gen können – und auch eine Chance dazu erhalten.  finden, die unsere (Gross­)Kinder erleben wollen – quasi
                                                                   als Antwort an die Last Generation. Wir brauchen keine
                  Doch wenn wir heute in die Welt hinausschauen, erken­  künstliche Intelligenz, die alle Probleme für uns löst,
                  nen wir Klimawandel, Ukraine­Krieg, Altersvorsorge,   sondern eine, die uns herausfordert und unsere Kreati­
                      Digitalisierung, Fachkräftemangel und anderes mehr:   vität und Kommunikation freisetzt. Wir müssen nicht die
                  Die Zukunftsprobleme sind übergross geworden.    GenZ in unsere Erwachsenenwelt hinein integrieren,
                  Wo soll ich da einen positiven Unterschied machen?   sondern wir müssen mit der GenZ eine neue Kultur ent­
                  Das Hoffnungs barometer und die Positive Psychologie   wickeln, die Zukunft möglich macht – auch wenn das für
                  zeigen: Wir brauchen funktionierende Gemeinschaften   uns als Vorgesetzte aus der Vergangenheit heraus eine
                  und einen bereichernden Austausch, um unser Leben   Herausforderung ist – denn diese neuen Sozialformen
                  glücklich  gestalten zu können. Unsere Sozialkompetenz   und Werte sollen die Zukunft der GenZ (und der Gen­
                  quer durch Generationen und Kulturen ist so wichtig   Alpha und ­Beta) ermöglichen. Bisher haben wir Erzie­
                  wie wohl noch nie.                               hung und Bildung als Verfügungsgewalt über Daten und
                                                                   Werte aus der Vergangenheit heraus verstanden, nun geht
                                                                   es darum, innovative und agile Zukünfte zu ermöglichen.



                                                                                DR. ANDREAS M. WALKER ist Zukunftsforscher,
                                                                                  war 2009 Initiator des Hoffnungsbarometers und
                                                                               ist Past President und Ehrenmitglied von swissfuture.










                                                                                                            twice  Herbst 2023    13
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