«Man darf keine Wunder erwarten»
Das Baselbiet setzt bei der IT-Beratung der Primarlehrpersonen neuerdings auf den Verein ICT-Scouts, der sich seit Jahren für den IT-Nachwuchs einsetzt. Rolf Schaub, Geschäftsführer von ICT-Scouts, erklärt im Interview mit der Volksstimme, wie er die Lehrpersonen in diesen Tagen unterstützt.
Herr Schaub, seit vorgestern ist Ihr Angebot im Internet aufgeschaltet. Wurden Sie bereits von Lehrpersonen kontaktiert?
Rolf Schaub: Ja, gestern kamen die ersten Anfragen. Es zeigte sich schnell: Es besteht ein echter Bedarf und die Anliegen sind sehr heterogen. Teilweise gehen die Fragen über unser Support-Angebot aber weit hinaus.
Mit welchen Problemen haben die Lehrer denn zu kämpfen?
Wie gesagt, das ist sehr unterschiedlich. Das können einfache Fragen zu Synchronisationsproblemen bei «Dropbox» bis zu dem komplexen Aufbau einer Cloud für eine Schule sein.
Die Coronakrise könnte der Digitalisierung an den Schulen zu einem Schub verhelfen. Was erwarten Sie diesbezüglich?
Das ist schwierig zu beurteilen. Es wird vielen Lehrpersonen sicher vermehrt ins Bewusstsein kommen, dass man in Sachen Digitalisierung noch einen Rückstand hat. Die Digitalisierung in der Bildung bedingt nicht nur das Zur-Verfügung-Stellen von Infrastruktur.Wenn man einfach Notebooks und Tablets in der Schule einführt, sieht das zwar gut aus. Die Frage ist aber: Was macht man mit diesen Geräten? Es braucht also auch entsprechende didaktisch aufbereitete Lehrmittel. Dies kostet aber Geld und Zeit und ist ein Stück weit vom politischen Willen der Entscheidungsträger abhängig. Man darf, glaube ich, auch nach Corona keine Wunder erwarten.
Stellen Sie grosse Unterschiede beim Wissensstand der Lehrpersonen fest?
Ja, es gibt enorme Unterschiede beim Ausbildungsstand des Lehrpersonals. Das reicht vom digitalen Obdachlosen bis zum begeisterten IT-Crack. Das liegt daran, dass an den Pädagogischen Hochschulen der IT-Stoff erst langsam in den Lehrplan kommt. Das wäre aber längst fällig gewesen.
Wie stark ist Ihr Verein von der Krise betroffen?
Das Coronavirus hat uns sicher einen grossen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir hätten in diesem Jahr drei weitere Standorte eröffnet in Lenzburg, Visp und St. Gallen. Diese Termine müssen nun verschoben werden. Auch viele für uns wichtige Anlässe wurden abgesagt, darunter etwa die Regionalausscheidung der Roboter-Olympiade in Muttenz.
Das Interview ist am 2. April 2020 in der Volksstimme erschienen.