Inklusiv, regional, erfrischend nachhaltig

29.08.2024

Beste Zutaten, viel Handarbeit und Leidenschaft – das ist das Erfolgsrezept von Gelati Gasparini. Seit über 70 Jahren produziert die Manufaktur Glace nach traditionellem Handwerk. In seiner regionalen Produktion beschäftigt Gelati Gasparini Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen. Leiter Marc Schaller erklärt, was Gelati Gasparini als Teil des gemeinnützigen Vereins Gesellschaft für Arbeit und Wohnen (gaw) nachhaltig erfolgreich macht.

Herr Schaller, wie hat sich Gelati Gasparini seit seiner Gründung 1952 entwickelt?

Gelati Gasparini hat sich seit der Gründung 1952 sehr positiv entwickelt, insbesondere in den letzten Jahren. Aus einer regionalen Manufaktur ist Gelati Gasparini zu einer nationalen Marke gewachsen, die schweizweit für feinstes handgemachtes Glace steht und den Konsumentinnen und Konsumenten unvergesslich gute Glace-Momente beschert.
In den Anfängen hiess Gelati Gasparini noch Glace Müller. Seit 2002 gehört Gelati Gasparini zur gaw, mit Sitz in Basel, der an verschiedenen Standorten Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen in den Arbeitsmarkt und damit in die Gesellschaft integriert. Mit der Übernahme durch die gaw konnte aufgrund grösserer Man-Woman-Power auch das Zolli-Cornet-Sortiment erweitert werden. Inzwischen gibt es das Zolli-Cornet seit 70 Jahren und in sechs Sorten konventionell und vier Sorten Bio. Auch das Becher-Glace und Stängel-Sortiment wurde erweitert. Produziert werden die Stängel und Cornets aber noch immer wie eh und je.

Als gemeinnütziger Verein wirkt Gelati Gasparini inklusiv und sozial nachhaltig – wie engagieren Sie sich genau?

Wir beschäftigen Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen. Dies immer mit dem Ziel der Eingliederung und Re-Integration im ersten Arbeitsmarkt. Wir verzichten bewusst auf Automation, um den Menschen interessante und vielseitige Aufgaben zu geben. Die Glace ist bei uns eigentlich Mittel zum Zweck. An erster Stelle steht die Integration. Wir bilden auch Lernende mit Beeinträchtigungen wie Lernschwierigkeiten aus. Dies sowohl als KV-Lehre im Kundendienst wie als Lebensmittelpraktiker/in in der Produktion. Für 2025 haben wir übrigens noch freie Lehrstellen!
Vielen Baslerinnen und Baslern ist dieses soziale Engagement von Gelati Gasparini unbekannt und wir möchten dies gerne noch sichtbarer machen. 2022 hat Gelati Gasparini den Swiss Diversity Award in der Kategorie Beeinträchtigung erhalten, was eine schöne Anerkennung unserer täglichen Arbeit war.

Marc Schaller (li.) mit dem Produktions-Team von Gelati Gasparini. Marc Schaller (li.) mit dem Produktions-Team von Gelati Gasparini.

Gelati Gasparini produziert seit jeher in Basel. Welche Rolle spielt Regionalität bei den Zutaten?

Seit der Gründung und sicherlich auch besonders durch das Zolli-Cornet und den damit verbundenen Kindheitserinnerungen besteht eine enge Verbindung zu Basel.
Mit dem veganen Pepita-Stängel, dem Rahmtäfeli- oder dem Baselbieter-Chirsijoghurt-Becher führen wir auch regionale Produkte im Sortiment. Wenn immer möglich stammen die Zutaten aus der Region. Für die Migros Basel produzieren wir unter dem Label «Aus der Region» sechs Gross-Becher in den Geschmacksrichtungen Vanille, Chocolat, Erdbeer, Rahmtäfeli, Cafe Croquant und Baselbieter Chirsijoghurt. Diese sind ganzjährig in allen Migros Basel-Filialen erhältlich. Hierfür ist nicht nur die lokale Produktion relevant, sondern es müssen auch mindestens 80 Prozent der Zutaten aus der Region stammen.

Im Sommer hat Glace Hochsaison: Welche Mengen produzieren Sie in dieser Zeit?

Der Sommer ist effektiv matchentscheidend. Die meisten Glaces werden im Sommer konsumiert. Zwischen Februar und August produzieren wir hauptsächlich Zolli-Cornet. Inzwischen über eine Million und somit über 10'000 Cornets pro Tag.

Die blockartige Form der Stängel fällt auf: Marketingüberlegungen oder Nachhaltigkeitsgedanke?

Die Form der Gelati Gasparini Stängel ist in der Tat eines unserer Haupterkennungsmerkmale. Grund für die rechteckige Form ist die umfunktionierte Buttermödeli-Maschine, mit der wir seit 1960 die Stängel produziert. Ein Gelati Gasparini-Stängel besteht in der Regel immer aus zwei Geschmacksrichtungen, deshalb auch die zweifarbigen Verpackungen. Wir verwenden bewusst Holzstängel aus nachhaltiger Bewirtschaftung. Auch die Becher inklusive Holz-Löffel sind aus nachhaltigen Materialien.

Sie dürfen sich beim Thema Nachhaltigkeit von Politik und Gesellschaft etwas wünschen – was wäre das?

Massnahmen zum Thema Nachhaltigkeit müssen auch nachhaltig umsetzbar sein. Dabei müssen für alle die gleichen Regeln gelten, ob aus Schweizer Produktion oder aus Import. Es braucht meiner Meinung noch mehr nachhaltige Anreize, damit ein Umdenken rascher stattfindet.

Abschliessend eine persönliche Frage: Wie integrieren Sie selbst Nachhaltigkeit in Ihren Alltag?

Ich versuche bewusste Entscheide zu treffen. So zum Beispiel beim Einkaufen. Lieber konsumiere ich weniger statt einfach nur günstig. Ich achte auf den sparsamen Gebrauch der Ressourcen, zum Beispiel von Strom, Wasser. Wenn immer möglich benutze ich die den ÖV.

Über Gelati Gasparini

Die Glace-Manufaktur Gelati Gasparini mit Sitz in Münchenstein produziert seit 1952 Glace nach traditionellem Handwerk, darunter die bekannten Zolli-Cornet. Als Teil des Vereins gaw - Gesellschaft für Arbeit und Wohnen bietet die Manufaktur seit 2002 Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen eine unterstützende und vielfältige Arbeitsumgebung. Das Team besteht derzeit aus 22 Fachmitarbeitenden und 12 Personen auf begleiteten Arbeits- und Ausbildungsplätzen.

www.gasparini.ch

 

Das Interview erscheint in unserer Beitragsreihe #NACHHALTIGEIMPULSE

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