Technische Innovation für nachhaltige Zukunft

30.05.2024

Mechanochemie meint das chemische Verhalten von Stoffen unter mechanischer Einwirkung. Was Mörser und Stössel im Kleinen machen, führen die Geräte von WAB im Grossen aus: mechanisch-chemische Reaktionen. Mit einer technischen Innovation setzt die WILLY A. BACHOFEN AG neue Massstäbe in der Chemie-, Verfahrens- und Prozesstechnik: Sie wird energieeffizienter, verwendet weniger oder keine Lösemittel und wird damit nachhaltiger. Wie genau, erklärt Erich Ermel, CEO WAB-GROUP®.

Herr Ermel, Sie haben 2019 begonnen, mechanochemische Reaktoren zu entwickeln. Wie entstand die Idee zu dieser Innovation?

Ein Schweizer Start-Up-Unternehmen setzte schon früh unsere Rührwerkskugelmühle ein, um auf dem Gebiet der Mechanochemie die nachhaltige Herstellung von Chemikalien zu erforschen. Diese Arbeiten waren sehr vielversprechend und das Potential riesig. Stellen Sie sich vor, die chemische und pharmazeutische Industrie kann dank einer Technologie wie dieser 50 Prozent der Energie einsparen, teilweise komplett auf Lösemittel verzichten und dadurch auch enorme Kosten reduzieren. Wir entschieden uns, die Technologie weiterzuentwickeln und industrietaugliche mechanochemische Reaktoren zu bauen.

Wie funktioniert diese Technologie und wie trägt sie zu mehr Nachhaltigkeit bei?

Bei chemischen Reaktionen reagieren zwei oder mehrere Stoffe miteinander und es entsteht ein neues Material. Bis anhin wurden solche Reaktionen meist in grossen Kesseln und durch das Hinzufügen von viel Energie und Lösemitteln erzeugt. Durch Mechanochemie wird mechanische Energie in die zu reagierende Stoffe eingebracht. Dadurch können die Reaktionen teilweise ganz ohne das Zutun von Lösemitteln und durch sehr viel weniger Energieeinsatz durchgeführt werden. Zudem haben wir eine induktive Beheizungslösung patentiert, welche die zugeführte Energie sehr gezielt einsetzt. Der daraus entwickelte WAB IMPA°CT REACTOR setzt neue Massstäbe auf dem Gebiet der Mechanochemie.

Der WAB IMPA°CT REACTOR setzt neue Massstäbe auf dem Gebiet der Mechanochemie.

Sieben Universitäten sind an Ihrer Entwicklung beteiligt. Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Industrie?

Eine Entwicklung von dieser Tragweite mit einem so breiten Anwendungsgebiet ist höchst anspruchsvoll. Gerade KMU sind bei solchen Projekten auf die Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen angewiesen. All unsere Forschungspartner arbeiten an unterschiedlichen Themen, so dass die Marktreife der Lösungen schnellstmöglich bereit steht.

In welchem Stadium steht Ihre Innovation? Nutzen Ihre Kunden die Technologie bereits?

Wir haben Kunden, welche diese Technologie schon seit wenigen Jahren erfolgreich einsetzen. In mehreren Anwendungsfällen sind die Forschungsarbeiten erfolgreich abgeschlossen und es werden Pilotanlagen geplant. Die Technologie ist aber noch sehr wenig im Einsatz, sie birgt aber grosses Potential und dadurch haben wir viele Interessenten, welche die Technologie aktuell prüfen und evaluieren.

Welche Bereiche und Branchen werden davon besonders profitieren?

Grundsätzlich werden alle Industrien profitieren, welche chemische Reaktionen durchführen und dafür Lösemittel, viel Energie und viel Platz benötigen. Das Anwendungsgebiet ist riesig, dies geht von der Herstellung von Basis-Chemikalien über die Düngemittelherstellung bis hin zur Kosmetik- und Pharmaindustrie.

Abschliessend haben Sie einen Wunsch frei: Was würden Sie sich beim Thema Nachhaltigkeit von Politik und Gesellschaft wünschen?

Alle wollen Nachhaltigkeit, aber wir müssen es auch erfolgreich umsetzen. Damit die Schweizer Unternehmen im globalen Nachhaltigkeitswettbewerb eine Schlüsselrolle einnehmen können, bedarf es einer noch engeren Zusammenarbeit von Politik, Forschung und Industrie. Nur wenn die politischen Rahmenbedingungen stimmen und die Kosten für nachhaltig produzierte Produkte erschwinglich bleiben, wird die Transformation zur Nachhaltigkeit gelingen.

Über WAB
Die Willy A. Bachofen AG schaut auf eine über neunzigjährige Firmengeschichte zurück. Was 1933 im privaten Anwesen von Willy Bachofen begann, ist heute ein mittleres KMU am Standort Muttenz. Das Unternehmen mit sechs Tochtergesellschaften und über 40 Vertriebspartnern weltweit hat sich seit seiner Gründung zu einer Spezialistin in der Nassmahltechnik, der dreidimensionalen Mischtechnik und in der Flow Chemistry entwickelt und bildet in seiner «Talent Academy» junge Menschen im Zukunftsberuf Polymechanik aus.

www.wab-group.com 

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Das Interview erscheint in unserer Beitragsreihe #NACHHALTIGEIMPULSE

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