Energiemangel – wie kann ich mein Unternehmen vorbereiten?
Wird die Energieversorgung im Winter knapp? Was bedeutet dies für die Unternehmen unserer Region? Und wie können sie sich darauf vorbereiten? Die Fachleute der Handelskammer beider Basel beschäftigen sich schon lange mit dem Thema und bleiben für Sie mit den neuesten Entwicklungen am Ball. Unsere Online-Session, wie sich Unternehmen auf einen Energiemangel vorbereiten können, stiess denn auch auf ein sehr grosses Echo.
Die Lage ist ernst, bietet aber auch Chancen – das ist die Quintessenz unserer Online-Session zum Thema Strom- und Gasmangellage. Über 150 Vertreterinnen und Vertreter von Mitgliedunternehmen der Handelskammer beider Basel haben sich zugeschaltet. Das grosse Interesse zeigt nicht nur die Relevanz dieses Themas, sondern auch den Bedarf nach handfesten Hilfestellungen und Lösungen, ist Dr. Sebastian Deininger, Leiter Verkehr, Raumplanung, Energie und Umwelt der Handelskammer, überzeugt: «Die Versorgungssicherheit ist bedroht und stellt insbesondere die produzierende Industrie vor grosse Herausforderungen. Bereits vor über einem Jahr haben wir mit unserem Themendossier «Sicher in die Stromzukunft» auf mögliche Engpässe im Winter hingewiesen und konkrete Lösungsvorschläge präsentiert. Der Ukrainekrieg verschärft die Situation nun akut. Indem wir konkrete Einsparungsmöglichkeiten aufzeigen, unterstützen wir die Unternehmen dabei, vor einer Strom- und Gasmangellage gefeit zu sein.»
Dr. Lukas Küng, Leiter OSTRAL, der Organisation für Stromversorgung in ausserordentlichen Lagen, schuf mit seinem Input Klarheit darüber, wie die Prozesse bei Energieknappheit laufen und wie die Entscheidungswege aussehen. Während die unabhängige staatliche Regulierungsbehörde im Elektrizitätsbereich ElCom den Strommarkt reguliert, kümmert sich die Swissgrid darum, dass die Stromversorgung jederzeit stabil und sicher läuft. Das Parlament setzt langfristige Ziele. Der Bundesrat greift erst dann planwirtschaftsmässig ein, wenn der Markt nicht mehr funktioniert und der Bund eine ausserordentliche Lage feststellt.
«worst case» vermeiden
Ist die Energiesicherheit über mehrere Wochen und Monate nicht gewährleistet, kommt die OSTRAL zum Zug. Sie bereite und setzt die Massnahmen des Bundes um: Der Stufenplan reicht von Sparapellen an die Öffentlichkeit bis hin zu Kontingentierung, der alle Grossverbraucher ab 100.000 kWH dazu verpflichtet, eine bestimmte Energiemenge einzusparen– von Unternehmen bis Krankenhäusern. Im «worst case» kommt es zu rotierenden Netzabschaltungen in Teilgebieten. Damit der Ernstfall aber erst gar nicht eintritt, sollten sich Unternehmen jetzt überlegen, wie sie kurz- und mittelfristig effektiv Energie sparen können.
Jede kWh zählt
Anschliessend zeigte Murat Aydemir, Head of Sales GETEC Switzerland AG, einem renommierten Anbieter von Energielösungen, auf, wo Unternehmen Ansatzpunkte haben, um ihre Energieeffizienz auch kurzfristig zu optimieren. Nach dem Motto «Sparen geht immer» präsentierte er eine Art Werkzeugkasten und nannte konkrete Beispiele, wo Unternehmen den Hebel ansetzen können. Die Bandbreite reichte von der Optimierung von Produktionsprozessen bis hin zu Isolierarbeiten an älteren Gebäuden. Grosses Potenzial würden insbesondere erneuerbare Energien bieten, für deren Einsatz sich die Handelskammer zugunsten eines möglichst breiten Energiemixes engagiert einsetzt.
Wir bleiben am Ball
Danach nutzten die zugeschalteten Unternehmerinnen und Unternehmer die Gelegenheit, um den Fachleuten ihre Fragen zu stellen und handfeste Tipps abzuholen. Diese betrafen rechtliche Aspekte von Notstromaggregaten ebenso wie beschleunigte Planungs- und Bewilligungsverfahren.
«Die Energieversorgungslage ist sehr dynamisch und von zahlreichen geopolitischen Entwicklungen abhängig», fasste Dr. Deininger zusammen. «Zudem sind noch vielen Fragen offen, wie der Gleichbehandlung der Unternehmen in einer Mangellage oder wie kritische Infrastrukturen definiert werden. Deshalb werden wir unsere Online-Sessions zum Energiemangel weiterführen und exklusiv für unsere Mitglieder regelmässig weitere entscheidende Aspekte dazu mit Fachleuten beleuchten.»
Die nächsten Termine werden hier bekannt gegeben.
Die Handelskammer beider Basel beschäftigt sich bereits seit längerem mit der Gefahr einer Energiemangellage und hat in ihrem Themendossier «Sicher in die Stromzukunft» einen Katalog von kurz-, mittel- und langfristigen Forderungen und Massnahmen zur Stromsicherung zusammengestellt. Zudem haben wir im Landrat eine Interpellation eingereicht, um die Versorgungsicherheit nachhaltig und langfristig zu sichern.