Wie wir Strom clever speichern können
Ende September trafen sich über 100 Interessierte aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zur 7. Basler Energiedebatte «Power-to-what? – vom klugen Herstellen, Speichern und Umwandeln erneuerbarer Energien». Im Anschluss an ein spannendes Fachreferat von Prof. Dr. Michael Sterner vom Institut für Energiespeicher der Ostbayrischen Technischen Hochschule Regensburg, diskutierten die Podiumsteilnehmer über die Konvergenz der Energienetze und Technologien zur Stromspeicherung wie Power-to-Gas.
Der Umbau des Schweizer Energiesystems von einer zentralen Stromproduktion hin zu einer dezentralisierten Erzeugung durch erneuerbare Energien, ist ein zentraler Bestandteil der Energiestrategie 2050 des Bundes. Eine grosse Herausforderung besteht dabei in der Speicherung von erneuerbarem Strom – wie Wind- oder Solarstrom – der unregelmässig und daher nicht notwendigerweise dann produziert wird, wenn er nachgefragt wird. Eine vielversprechende Lösung für diese Herausforderung ist die Konvergenz der Energienetze, also die Verknüpfung unabhängig voneinander gewachsener Energienetze für Strom, für Gas und für Fernwärme zu einem Energiesystem.
Synthetisches Gas ist vielversprechend
Prof. Dr. Michael Sterner erklärte in seinem Fachreferat, wie die saisonale Zwischenspeicherung von überschüssiger Energie Teil einer zukunftsfähigen Energiestrategie werden kann. Insbesondere die Zwischenspeicherung von elektrischer Energie in Form von synthetischem Gas sieht er als vielversprechende Technologie. Super Grids alleine – also besonders leistungsfähige Stromnetze zur Fernübertragung grosser Mengen elektrischer Energie – könnten das Speicherproblem hingegen nicht lösen.
Über die Chancen und Risiken der aussichtsreichen Möglichkeit einer Zwischenspeicherung diskutierten am anschliessenden Podiumsgespräch Dr. Conrad Ammann, CEO Primeo Energie, Dr. Claus Schmidt, CEO IWB, Daniela Decurtins, Direktorin Verband Schweizerische Gasindustrie und Nationalrat Eric Nussbaumer, Mitglied nationalrätliche Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie. Im Fokus standen hierbei neben der Kosteneffizienz sowie der Praxistauglichkeit auch politische Fehlanreize, notwendige Rahmenbedingungen und die Grenzen der Technologie.
Power-to-Gas als mögliche Lösung
Ein Fazit des Podiums war, dass Power-to-Gas – also die Umwandlung elektrischer Energie in chemische Energie brennbarer Gase – eine interessante und zukunftsträchtige Technologie darstelle, um elektrische Energie langfristig, in grossem Stil und praktisch ohne Verlust speichern zu können. Diese Eigenschaften lassen sie ebenfalls als wichtiges Element für die Versorgungssicherheit erscheinen, kann man mit ihr doch die Produktionsspitzen brechen und Kapazitäten schaffen. Die Technologie wird derzeit in einigen Pionieranlagen bereits erfolgreich umgesetzt. Die CEOs der lokalen Energieversorger zeigten sich daher interessiert, machten aber gleichzeitig deutlich, dass die heutigen Kosten noch nicht konkurrenzfähig sind.
Infrastruktur erhalten
Aus Sicht der Handelskammer beider Basel ist es wichtig, dass die zukünftigen Chancen unserer Energieinfrastruktur in der politischen Diskussion mitberücksichtigt werden. Insbesondere das bestehende Gasnetz spielt bei der Weiterentwicklung unserer Energieversorgung eine zentrale Rolle. Strategisch wichtige Elemente der Gasinfrastruktur müssen auch in Basel erhalten bleiben, da sonst der Raum an zukünftigen Optionen eingeschränkt wäre, was zu hohen Folgekosten führen könnte. Bei der Planung der künftigen Energieversorgung müssen neue Technologien und die dazugehörenden Infrastrukturen daher bereits heute berücksichtigt werden.
Basler Energiedebatte
Die Basler Energiedebatte ist eine Veranstaltung der Handelskammer beider Basel in Zusammenarbeit mit der Primeo Energie und der IWB. Als Reaktion auf die Neuorientierung der Schweizer Energiepolitik nach Fukushima, namentlich die Energiestrategie 2050, findet diese seit 2012 regelmässig statt. Mit der Veranstaltung sollen Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft zu einer Debatte zusammenfinden und mit der Gesellschaft in Dialog treten. Der Inhalt der Anlässe orientiert sich an aktuellen Themen der Energiepolitik, wobei die regionale Sicht im Vordergrund steht.