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Von kollektiver Mobilität spricht man, sobald die Möglichkeit besteht, Der Begriff «Multimodalität» adressiert erstens die Nutzung mehrerer
Fahrzeuge während einer Fahrt gemeinsam mit mindestens einer Fremd- Verkehrsmittel für verschiedene Etappen einer Reise, beispielsweise eine
person zu nutzen. Meist werden Fahrzeuge des kollektiven Verkehrs von Kombination von Car-Sharing und Zug – oft auch als Intermodalität be-
berufstätigen Fahrzeuglenkenden gesteuert. Das Angebot steht allen zah- zeichnet. Zweitens wird er verwendet, wenn Personen über einen gewis-
lenden Personen zur Verfügung, wobei es je nach Produkt auch eine sen Zeitraum verschiedene Verkehrsmittel benutzen: wenn sie beispiels-
Reservationspflicht geben kann. Der Begriff «kollektiver Verkehr» wird weise am Montag mit dem Velo zur Arbeit fahren, am Dienstag mit dem
des Öfteren mit dem öffentlichen Verkehr gleichgesetzt. Dies stimmt je- Auto. Eng verknüpft mit dem Begriff «multimodale Mobilitätsdienstleis-
doch nur bedingt, da zum Beispiel On-Demand-Services zumindest im tungen» ist der Begriff «Mobility as a Service (MaaS)» . Damit ist ein
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rechtlichen Sinne aktuell nicht zum ÖV gehören. Zudem entstehen ver- Geschäftsmodell gemeint, das darauf abzielt, ein möglichst massge-
mehrt private Pooling-Angebote. Im Gegensatz zum öffentlichen Verkehr schneidertes, auf den Bedarf der Kundschaft abgestimmtes Angebot ver-
steuert bei Pooling-Angeboten eine Privatperson das Fahrzeug, die auch schiedener Mobilitätsdienste anzubieten und damit ein monomodales,
entscheidet, ob und wie viele Fremdpersonen zusteigen dürfen. In der auf das eigene Auto fokussiertes Mobilitätsverhalten durch ein multimo-
14 Fachwelt verwendet man für diese Angebote auch den Begriff «kollabora- dales zu ersetzen. 15
tive Mobilität».
Mobil sein ist immer mit einem gewissen Mass an Organisationsaufwand
verbunden. Dieser steigt, ceteris paribus, je mehr Mobilitätsformen und
Verkehrsträger man miteinander kombiniert. Multimodale Mobilitäts-
dienstleistungen erleichtern die Organisation unserer Mobilität in vielfäl-
tiger Art und Weise, beispielsweise indem
• verschiedene Reiseoptionen und Varianten mit der Kombination
CHANCEN DURCH verschiedener Verkehrsmittel ermittelt werden,
DIGITALISIERUNG • diese mit Zeitaufwand und Preis dargestellt werden,
• alle Buchungen und Reservationen zentral vorgenommen
werden und
• die Zahlung für alle gebuchten Dienstleistungen automatisch
In Zukunft werden aufgrund der demografischen und technologischen
erfolgt.
Entwicklung Verkehrsmittel und Verkehrsinfrastrukturen digital stärker
verknüpft und vernetzt. Aus dem heutigen Neben- und Gegeneinander
Je nach Fahrtzweck sind der Organisationsaufwand und damit auch das
der Verkehrsmittel soll ein Miteinander werden. «Smart Mobility» und
Potenzial für multimodale Mobilität unterschiedlich gross. Arbeitswege
«multimodale Mobilität» sind die Schlagwörter.
sind beispielsweise häufig wiederkehrend: Start und Ziel sind meistens
gleich, ebenso das gewählte Verkehrsmittel und die Route. Arbeitswege
Smart Mobility ermöglicht und erprobt neue Lösungen für eine attraktive,
sind damit hoch routiniert, der Organisationsaufwand ist entsprechend
ressourcenschonende und flächeneffiziente Mobilität für alle.
gering. Hier hat multimodale Mobilität tendenziell ein eher geringes
Potenzial.
Smart Mobility
• dient der Personenmobilität, dem Gewerbeverkehr und dem
Bei Freizeit- und – in vermindertem Mass – bei Geschäftsfahrten wech-
Transport von Gütern,
seln die Ziele hingegen häufig. Die Fahrten müssen mehr oder weniger
• nutzt die technologischen Möglichkeiten und Daten,
aufwendig organisiert werden, womit der multimodalen Mobilität ein
• experimentiert, sammelt Erfahrungen und lernt aus Daten
grösseres Potenzial zukommt. Das Potenzial ist dort am grössten, wo der
(Machine-Learning),
meiste Mehrwert generiert wird. Dies ist vor allem bei Fahrten von, nach
• vernetzt die verschiedenen Verkehrsmittel sowie Mobilitätsanbieter
und innerhalb von Städten.
und nutzt deren Stärken,
• ermöglicht eine effizientere Auslastung der Infrastruktur.
Entscheidend ist hierbei die «Convenience», also die Einfachheit oder Be- ¹³ Mit dem Pilotprojekt «yumuv» von BVB,
VBZ, Bernmobil und SBB wurden bereits
quemlichkeit des Reisens. Umso wichtiger ist es, die Verkehrsträger durch erste Erfahrungen im Bereich MaaS
die Nutzung digitaler Lösungen effizient zu vernetzen, etwa mit integrier- gesammelt. Diese bilden eine wichtige
Grundlage für weiterführende Angebote in
ten Mobilitätsapps. MaaS hilft den Benutzern, die unterschiedlichen diesem Bereich.
Mobilität im urbanen Raum heute und morgen Mobilität im urbanen Raum heute und morgen