Schweiz – China: eine von Höhen und Tiefen geprägte Beziehung
Um die Beziehung zwischen der Schweiz und der Volksrepublik China zu verstehen, ist es wichtig, deren Geschichte zu kennen. Prof. Dr. Ralph Weber, Assistenzprofessor für European Global Studies am Europainstitut der Universität Basel, beleuchtete das schweizerisch-chinesische Verhältnis im Licht der Belt-and-Road-Initiative.
Kein Land in Europa kann sich der chinesischen Belt-and-Road-Initiative (BRI) entziehen, auch die Schweiz nicht. China plant, mit BRI Milliarden in Strassen, Schienennetze, Häfen und andere Infrastrukturen zu investieren – und somit neue Handelswege nach Europa, Afrika, Lateinamerika und in Asien zu bauen. Bundespräsident Ueli Maurer war im Frühjahr auf Staatsbesuch in China und nahm dort zusammen mit Vertretern aus mehr als 100 Ländern am Belt-and-Road-Forum teil. Die Schweiz hat als eines der ersten westlichen Länder mit China ein Memorandum of Understanding unterzeichnet. Prof. Dr. Ralph Weber, Assistenzprofessor für European Global Studies am Europainstitut der Universität Basel, beleuchtete in seinem Vortrag «Von Fanatikern zu Freunden? Das schweizerisch-chinesische Verhältnis im Lichte der Belt-and-Road-Initiative» die Beziehung der beiden Länder.
Erster Freundschaftsvertrag im Jahr 1918
«Um die Beziehung der beiden Länder zu verstehen, ist es wichtig, ihre Geschichte zu kennen», sagte Weber. Bereits 1918 schloss die Schweiz mit China einen Freundschaftsvertrag ab. Als im Herbst 1949 die Volksrepublik China ausgerufen worden war, war die Schweiz eines der ersten westlichen Länder, das im Januar 1950 den neuen Staat anerkannte. Seitdem war die Beziehung der beiden Staaten von Höhen und Tiefen geprägt. Der Umgang Chinas mit der Meinungs- und Pressefreiheit sowie mit Menschenrechten steht regelmässig in der Kritik der Schweizer Allgemeinheit. In den offiziellen Statements der Schweiz zur Teilnahme an der BRI werde immer wieder darauf verwiesen, dass das Engagement die Möglichkeit biete, liberale Werte in das Projekt einzubringen. Weber warf in seinem Referat die Frage auf, wie man mit Autoritarismus und Kapitalismus umgehen kann, wo die Grenzen der Handelsbeziehung zwischen der Schweiz und China sind und welche Rolle dabei Werte spielen. «Diese Themen müssen in der Schweiz häufiger diskutiert werden und es braucht mehr Forschung über China.» Das Europainstitut der Universität Basel biete mit seinem interdisziplinären Ansatz ein gutes Umfeld für entsprechende Studien.
Städtepartnerschaft mit Shanghai
Für die Region Basel spielen die Beziehungen zu China eine wichtige Rolle. Das zeigt unter anderem die Städtepartnerschaft des Kantons Basel-Stadt mit Shanghai, die seit 2007 gepflegt wird. «Die Region Basel ist aufgrund ihrer Lage auf der Nord-Süd-Achse Europas und mit der Rheinschifffahrt für China sicherlich von Interesse», bemerkte der Wissenschaftler. Er stelle bei chinesischen Delegationen zudem ein grosses Interesse an der hiesigen Pharmaindustrie fest.