8. cluster-forum: Politik und Logistik – eine schwierige Beziehung?
Am achten cluster-forum drehte sich alles um die Frage: Politik und Logistik – eine schwierige Beziehung? Vertreterinnen und Vertreter von Regierung und Verwaltung sowie der Logistikbranche debattierten darüber und stellten ihre Thesen vor. Professor Joachim Ehrenthal von der FHNW zeigte die neuesten technologischen Entwicklungen im Bereich der Logistik und machte klar: Diese schreiten rasant voran in der Logistik.
Martin Dätwyler, Direktor der Handelskammer beider Basel und Vorsitzender im Ausschuss des Logistikcluster Region Basel, wies in seiner Begrüssung auf die Vorurteile hin, mit denen die Logistik-Brache zu kämpfen habe: «Die Logistik werde nur dann wahrgenommen, wenn etwa Lieferungen nicht pünktlich ankommen.» Dies sei ungerecht. Die Branche, die täglich komplexe Logistikaufgaben löst und massgeblich zu unserem Wohlstand beiträgt soll auch in Zukunft eine Stimme haben. Mit dem Logistikcluster Region Basel soll ihr diese Stimme verliehen und eine Brücke zur Politik geschlagen werden.
Diesen Ball nahm Regierungsrat Anton Lauber, Vorsteher der Finanz- und Kirchendirektion des Kantons Basel-Landschaft, in seinem Grusswort auf. Er lobte die Logistikbranche als wichtigen Wirtschaftsfaktor für die Region und belegte dies mit eindrücklichen Zahlen über Arbeitsplätze und Wertschöpfung. Zugleich sagte er der Schlüsselbranche Logistik die Unterstützung der Regierung zu, indem er sich auch zukünftig für gute Rahmenbedingungen einsetzen wolle.
Schwerpunktthema Luftfracht
Über die Arbeit des Logistikclusters Region Basel gaben Peter Becker und Paul Wittenbrink Auskunft. Die beiden Projektleiter des Logistikclusters Region Basel wiesen auf die Projekte, die sie im vergangenen Jahr begleitet hatten, wie etwa die Entwicklung auf dem «Wolf Areal» oder die «Güterverkehrsrunden».
Für das kommende Jahr stellten sie einen Workshop zum Thema Digitalisierung in Aussicht. Sie kündigten die «Praxistage Logistik» für Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Verwaltung an. Zudem wollen sie die Rolle der Luftfracht als Schwerpunktthema etablieren.
Rasante Entwicklungen in der Logistik
Für Wirbel im wahrsten Sinne des Wortes sorgte Professor Dr. Ehrenthal in seinem Inputreferat. Der Professor für Wirtschaftsinformatik an der Fachhochschule Nordwestschweiz, liess zu Beginn eine Drohne durch den Landratssaal fliegen. Die Drohne steht für die technologische Entwicklung, die sich die Logistik künftig zu Nutze machen kann. Sie steht zum Beispiel für die personalisierte Zustellung. Dann liess er einen kleinen Schwimmroboter durch die Reihen gehen. Angetrieben durch Photovoltaik kann dieser die Richtung ändern und Gegenstände transportieren. Damit zeigte er eindrücklich, wie die technologischen Entwicklungen in der Logistik rasant voranschreiten.
«Ohne Logistik kein Wohlstand»
Anschliessend diskutierten Stephan Burgunder, Gemeindepräsident von Pratteln, Grossrat André Auderset und Nationalrat Thomas de Courten und Andreas Stöckli, CEO Rhenus Alpina AG, Joe Petitjean, Standortleiter Planzer Transport AG Pratteln sowie Eric Malitzke, CEO Fiege Logistik (Schweiz) AG über die Beziehung zwischen der Politik und Logistik. Das Publikum hatte dabei die Möglichkeit, mittels einer APP sich einzubringen und die vorgestellten Thesen gut zu heissen oder abzulehnen.
So fand zum Beispiel die Aussage «Ohne Logistik kein Wohlstand» von Thomas de Courten auf Anhieb 100 Prozent Zustimmung. Während Joe Petitjean mit der Einführung eines Mobility Pricing in der Region das Publikum in beinahe gleich grosse Lager spaltete. Diesem Vorschlag wollte sich André Auderset nicht anschliessen. Seiner Meinung nach würde nur eine stärker ausgebaute Infrastruktur die Region verkehrstechnisch voranbringen.
Einig waren sich alle Teilnehmenden in der These, dass eine grosse Diskrepanz herrsche zwischen dem Konsumverhalten der Bevölkerung – Stichwort Online-Handel – und der notwendigen Unterstützung der Logistikbranche.
Thomas de Courten forderte am Schluss die Vertreter der Wirtschaft auf, nicht die Politik um Hilfe zu rufen, sondern selbst in die Politik zu gehen und mitzugestalten.