Schweiz muss für Grenzgänger offen bleiben
Die Handelskammer beider Basel warnt vor einer kompletten Schliessung der Grenze.
Die Region Basel ist seit jeher ein trinationaler Wirtschaftsraum. Grenzübertritte nach Deutschland und Frankreich gehören für Private und Unternehmen zum Alltag. Im Vergleich zum Tessin werden in der Region Basel die Grenzgänger grundsätzlich als positives Zeichen der erfolgreichen Wirtschaftsentwicklung gesehen. Allein im Kanton Basel-Stadt reisen jeden Tag rund 35'000 Menschen aus den beiden Nachbarländern in die Schweiz zur Arbeit. Als Mitte März in Europa aufgrund der Corona-Notverordnung wieder Grenzkontrollen eingeführt wurden, traf dies die Region Basel deshalb besonders hart. Obwohl Arbeitspendler weiterhin die Grenze überschreiten dürfen, stellt die aktuelle Situation eine grosse Herausforderung für die Personal-abteilungen dar. Eine weitere Verschärfung der Grenzkontrollen wäre für die Wirtschaft in der Region Basel verheerend.
Hohe Abhängigkeit von Grenzgängern
Wie stark die Region Basel von Grenzgängern abhängig ist, zeigen ein paar Beispiele. Sowohl bei Roche als auch bei Novartis sind mindestens 30 Prozent der in der Region beschäftigten Menschen Grenzgänger. Beide Unternehmen haben etwas mehr als 10'000 Angestellte in der Region Basel.
Auch mittelgrosse Unternehmen und das Gewerbe sind betroffen. Das Medizinaltechnikunternehmen Straumann zum Beispiel beschäftigt am Hauptsitz in Basel 90 deutsche und 50 französische Grenzgänger, viele davon in Schlüsselpositionen. Eine Schliessung der Grenze wäre fatal für das Unternehmen. Das gleiche gilt für die Logistikindustrie, die auch in Krisenzeiten ihre Aufgabe im Rahmen der Landesversorgung jederzeit wahrnehmen können muss. Die Unternehmen an den Schweizerischen Rheinhäfen, wie etwa Ultra Brag, sind auf die Grenzgänger angewiesen. Beim Detailhändler Coop sind zwar nur ein kleiner Teil der in der Region beschäftigten knapp 12'600 Mitarbeitenden Grenzgänger. Jedoch können Coop-Mitarbeitende in Supermärkten und in Logistikcentern nicht von zu Hause arbeiten. Deshalb würde eine komplette Grenzschliessung auch dieses Unternehmen stark treffen.
Anhaltende Unsicherheit ist ein Problem
Bis jetzt sind bei den Grenzschliessungen die Grenzgänger verschont geblieben. Den betroffenen Ländern scheint die Bedeutung der Arbeitspendler für die Wirtschaft bewusst zu sein. Viele Arbeitgeber machen sich aufgrund der anhaltenden Unsicherheit dennoch Sorgen. Sie wollen wissen, mit welchen weiteren Einschränkungen sie noch rechnen müssen. Um die Unsicherheit zu verringern, sollte der Bundesrat sich klar für die Bedeutung der Grenzgänger aussprechen und erklären, dass er sich möglichst gegen eine komplette Schliessung der Grenze einsetzt.