Wirtschaftspolitik in Fokus rücken
Die protektionistischen Ankündigungen der USA sorgen weltweit für Verunsicherung. Auch für die Schweiz birgt dies Risiken und setzt Unternehmen unter Druck. Wir rufen die Politik auf, optimale wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu schaffen, damit unsere Unternehmen auch weiterhin im weltweiten Wettbewerb bestehen. Eine Blitzumfrage bei unseren Mitgliedern zeigt, dass der US-Markt durchaus attraktiv ist, aber die aktuelle Wirtschaftspolitik verunsichert.
Mit der neuen Administration in den Vereinigten Staaten hat auch eine veränderte US-Wirtschaftspolitik Einzug gehalten ‒ mit Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Der Abbau von Regulierungen und das gleichzeitige Ankündigen von protektionistischen Massnahmen verunsichern Unternehmen auf der ganzen Welt. Die neue Wirtschaftspolitik der USA scheint unberechenbar, was eine sichere Planung für Staaten und Unternehmen verunmöglicht.
Wichtiger US-Markt
Die USA sind ein wichtiger Markt für die Schweiz und insbesondere für die Region Basel. 2024 gingen 19 Prozent aller Exporte in die USA. Rund zwei Drittel davon sind pharmazeutische Produkte. Weitere Exportgüter sind Maschinen, Präzisionsinstrumente und Uhren. Die Region Basel ist mit ihrer Pharmaindustrie stark vom US-Markt abhängig. 30 Prozent des Pharma-Exports gehen in die USA. Diese Abhängigkeit macht die Unternehmen anfällig für wirtschaftlichen Druck.
US-Zölle bergen Gefahren
Für unsere gut vernetzte Volkswirtschaft birgt die US-Wirtschaftspolitik mehrere Risiken. Produzierende Unternehmen könnten mittel- bis langfristig Investitionen vermehrt in den USA vornehmen statt in der Schweiz, um mögliche Zölle zu vermeiden. Zahlreiche KMU im Bereich Maschinenbau, Medtech, Präzisionsinstrumente hätten bei Zöllen einen Wettbewerbsnachteil in den USA. Sie können diese oft nicht vollständig weitergeben, was ihre Margen schmälert. Zudem droht eine Eskalation von gegenseitigen Handelshemmnissen etwa durch die EU oder China. Ein internationaler Handelskonflikt würde Schweizer Exporte, Unternehmen und Investitionen belasten. Der weltweite Handel und die globalen Lieferketten wären stark eingeschränkt. Exportorientierte Länder wie die Schweiz erwirtschaften einen grösseren Teil der Wertschöpfung im Ausland. Das macht sie verwundbarer gegenüber Marktabschottungen, gerade in der grössten Volkswirtschaft der Welt.
Blitzumfrage zeigt Interesse am US-Markt
Mit der angekündigten Deregulierung, den Förderprogrammen und dem hohen Konsumverhalten sind die USA ein spannender Markt. Wir haben eine Blitzumfrage bei unseren grösseren Mitgliedfirmen gestartet. «Das Resultat zeigt, dass 70 Prozent der Unternehmen, die bereits einen Standort in den USA haben oder dorthin exportieren, prüfen, ihre Investitionen in das USA-Geschäft zu intensivieren. Zudem zieht jedes zehnte befragte Unternehmen ohne Handelsbeziehung zur USA in Betracht, im US-Markt Fuss zu fassen», erläutert Handelskammer-Direktor Martin Dätwyler.
US-Wirtschaftspolitik verunsichert
Die Umfrage zeigt zwar, dass der US-Markt für unsere Wirtschaft attraktiv ist. Sie macht aber auch deutlich, dass der wirtschaftspolitische Kurs der USA verunsichert. Über die Hälfte der befragten Unternehmen sehen darin ein Risiko – unabhängig davon, ob sie in den USA tätig sind oder nicht.
Auf Standortfaktoren fokussieren
«Gerade jetzt müssen wir unsere Wirtschaft stärken und für ein optimales Umfeld sorgen, damit unsere Unternehmen hier erfolgreich wirtschaften können», ist Dätwyler überzeugt. «Unternehmen und Politik müssen sich gemeinsam auf die Wirtschaftspolitik und Standortfaktoren fokussieren. Denn wenn es der Wirtschaft gut geht, geht es uns allen gut und wir können die hohe Lebensqualität in unserer Region sichern.»
Rahmenbedingungen verbessern
Damit unsere Unternehmen im weltweiten Wettbewerb erfolgreich bestehen können, sind sie insbesondere auf gut ausgebildete, leistungsbereite Mitarbeitende, moderate Steuern, Innovation, gute Infrastrukturen bei Mobilität, Energie und ICT, attraktive Wirtschaftsareale und eine bezahlbare Energieversorgung angewiesen. «Als Kostentreiber nennen uns Unternehmen zudem die überbordenden Regulierungen. Hier müssen Regierung, Parlament und Verwaltung dringend Mass halten», so Dätwyler.
Bilateralen Weg stabilisieren
«Es gilt nun umso mehr, die Beziehungen zur EU – unserer wichtigsten Handelspartnerin – zu stabilisieren. Das vom Bundesrat ausgehandelte Vertragspaket ist auf die Bedürfnisse der Schweiz ausgerichtet und sichert den hindernisfreien Zugang zum EU-Markt», so Dätwyler weiter. «Zudem muss der Bundesrat das Freihandelsabkommen mit der südamerikanischen Handelszone Mercosur rasch abschliessen und das Freihandelsabkommen mit China modernisieren.»
Informationen und Austausch mit Mitgliedsunternehmen
Wir beobachten die aktuellen globalen Entwicklungen und tauschen uns mit unseren Vorstandsunternehmen über die Verunsicherung der regionalen Wirtschaft aus. Wir werden gemeinsam mit Expertinnen und Experten Webinare anbieten, um den Unternehmen wichtige Informationen zur US-Wirtschaftspolitik und deren mögliche Auswirkungen auf Firmen in unserer Region aufzuzeigen sowie den Dialog dazu zu fördern.