Mit Augmented Reality gegen Spinnenangst
Angst, Ekel, Panik – so reagieren Menschen mit einer Spinnenphobie, wenn sie eine Spinne erblicken oder nur an sie denken. Forschende der Universität Basel entwickelten nun eine App, die Betroffenen dabei hilft, ihre Spinnenangst zu überwinden.
Die Angst vor Spinnen ist bei Menschen weit verbreitet. Wer schon beim Gedanken an die achtbeinigen Tierchen erschaudert und etwas gegen seine Phobie tun möchte, kann sich neuerdings von der App Phobys helfen lassen, die an der Universität Basel entwickelt wurde. Federführend war Anja Zimmer, Doktorandin an der Fakultät für Psychologie. Zusammen mit einem interdisziplinären Team entwickelte sie im Rahmen ihrer Doktorarbeit die App von der Idee bis zur Lancierung. «Seit der Veröffentlichung in den App Stores im September konnten wir bereits mehr als 55'000 Downloads verzeichnen», freut sich Zimmer, «wir sind sehr zufrieden und überrascht, wie Phobys Anklang findet.»
Gehirn wird ausgetrickst
Die App basiert auf dem Prinzip der Konfrontationstherapie, bei der sich Betroffene, therapeutisch angeleitet, den gefürchteten Situationen aussetzen. So bauen sie schrittweise ihre Angst ab. Bei Phobys gibt es an Stelle von echten Spinnen ein realistisches 3D-Spinnenmodell, das vom Smartphone in die reale Welt projiziert wird. «Augmented Reality funktioniert für diesen Therapiezweck erstaunlich gut und das Gehirn wird ausgetrickst, als ob es sich um eine echte Spinne handelt», erläutert die Doktorandin. Phobys erhebt keine Daten von den Benutzerinnen und Benutzern. Es speichert auf dem lokalen Gerät nur die Info ab, welches Level sie gerade absolvieren.
Die Psychologin sieht sich bei der Entwicklung der App in einer Doppelfunktion: «Ich bin einerseits als Fachperson involviert, andererseits aber auch als Betroffene, denn ich hatte früher eine sehr ausgeprägte Angst vor Spinnen.» Es sei für sie sehr hilfreich gewesen, sich bei der App-Entwicklung in die Betroffenen hineinversetzen zu können.
Klinische Studie bestätigt Wirkung
Um die Wirksamkeit von Phobys zu untersuchen, führten die Forschenden eine klinische Studie mit 66 an Spinnenangst leidenden Teilnehmenden durch. Während eine Gruppe mit Phobys trainierte, unternahm die zweite Gruppe nichts gegen ihre Angst. «Wir stellten fest, dass Phobys wirkt und die Personen, die mit der App trainiert hatten, danach viel weniger Angst und Ekel in realen Spinnensituationen hatten», fasst Zimmer zusammen. Sie nennt als einen grossen Vorteil der App, dass diese niederschwellige Unterstützung bietet.
Die Psychologin schliesst im Sommer ihr Doktorat ab und kann sich gut vorstellen, danach ähnliche Apps zu entwickeln: «Ich bin sicher, dass hier noch sehr viel Potenzial liegt, Menschen bei der Bewältigung von weiteren Phobien zu unterstützen.»