«Die KMU profitieren von den Impulsen aus der Forschung»
Regierungsrätin Monica Gschwind, Vorsteherin der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion des Kantons Basel-Landschaft, sieht in der Digitalisierung und in Kooperationen grosse Chancen für die Universität Basel.
Frau Gschwind, welche Bedeutung hat die Universität für Basel-Landschaft, für die Region und für die KMU?
Die Universität ist mit ihrer hochstehenden Lehre und Forschung für unsere Region von elementarem Wert. Sie versorgt den Arbeitsmarkt mit gut qualifizierten Fachkräften und erbringt hochkarätige Forschungsleistungen. Dies wiederum führt zu Innovation, zieht junge Talente an und begünstigt Gründungen von Start-ups. Die regionalen KMU profitieren nicht nur von den Fachkräften, die an der Uni ausgebildet werden, sondern auch von den Impulsen aus der Forschung für die Wirtschaft. Das ganze Wirtschaftssystem profitiert davon.
Was befürworten Sie: eine Volluniversität oder eine Fachuniversität?
Die beiden Trägerkantone Basel-Landschaft und Basel-Stadt stehen gemeinsam hinter dem Konzept einer Volluniversität. Die Universität Basel ist meiner Meinung nach sowohl eine Volluniversität als auch eine Fachuniversität. Denn sie bietet zwar eine breite Palette an akademischer Lehre und Forschung, kann sich aber gleichzeitig als auf Life Sciences spezialisierte Hochschule im internationalen Wettbewerb behaupten. Dieser Fokus ist mir wichtig. Eine Volluniversität ist für mich vor allem dann sinnvoll, wenn es gelingt, das eigene Profil zeitgemäss zu schärfen, denn der Wettbewerb zwischen den Hochschulen wird weiter zunehmen. Die Studierenden sollen in Basel auch in Zukunft ein attraktives Angebot vorfinden.
Wie läuft die partnerschaftliche Abstimmung zwischen Basel-Landschaft und Basel-Stadt seit der gemeinsamen Verabschiedung des letzten Globalbudgets?
Ich empfinde unsere bikantonale Zusammenarbeit als sehr gut, da wir jeweils mehrheitsfähige Lösungen finden und umsetzen. Beide Kantone verfolgen das gleiche Ziel: die partnerschaftliche, zeitgemässe und wettbewerbsorientierte Weiterentwicklung der Universität. Bei den Verhandlungen zum Leistungsauftrag 2018-2021 haben wir fünf Handlungsfelder identifiziert: die Governance, die Immobilien, das Finanzierungsmodell, die Strategie 2030 und die dazugehörigen Vertragsgrundlagen. Diese Themen bearbeiten wir zurzeit intensiv.
Das neue dynamische Finanzierungsmodell der Uni Basel berücksichtigt die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit beider Kantone und Standortvorteile. Wie wirkt sich dies auf die Universität aus?
Für die Universität ist diese Neuerung nicht spürbar. Es betrifft lediglich die Verrechnungsmodalitäten zwischen den Trägerkantonen. Auch mit dem dynamischen Finanzierungsmodell erhält die Universität finanzielle Planungssicherheit auf der Grundlage eines vierjährigen Globalbudgets.
Sie erwarten von der Universität Basel, dass sie sich modernisieren und sparen soll. Wo sehen Sie konkret Einsparpotential?
Die Ausgaben der Universität sind in den vergangenen 10 Jahren sehr stark angestiegen. Dies ist unter anderem auf das Studierendenwachstum zurückzuführen. Da die anvisierte Studierendenzahl in der Zwischenzeit erreicht wurde, war nun eine Phase der Konsolidierung notwendig. Ferner konnten die Trägerkantone nicht alle Wünsche der Universität erfüllen. Sparübungen sind grundsätzlich nie beliebt, doch sie tragen dazu bei, selbstkritisch den Einsatz der Mittel zu hinterfragen und sich auf das Wesentliche zu fokussieren. Die aktuell umgesetzten Sparmassnahmen wurden von den Fakultäten selbst vorgeschlagen und sind meiner Meinung nach verkraftbar. Da die Universität über substantielle Reserven verfügt, können gewisse Reduktionen abgefedert werden, ohne die Leistungsfähigkeit einzuschränken. Ausserdem werden weiterhin Mittel für neue Entwicklungen bereitgestellt, was mir sehr wichtig ist. Die Modernisierung ist zentral, damit die Universität konkurrenzfähig bleibt. Die Digitalisierung erachte ich als Chance, moderne Lehr- und Lernformen zu etablieren und neue Wege in der Didaktik und Methodik zu beschreiten. Ich bin überzeugt, dass uns diese notwendigen Umstellungsprozesse langfristig begleiten werden. Allerdings ist die Schaffung der technischen Infrastruktur mit Kosten verbunden. Ich gehe aber davon aus, dass sich dank neuer Lehr- und Lernformen auch die Raumbedürfnisse vor Ort reduzieren werden. Die Universität finanziert sich übrigens zu ungefähr einem Drittel über Beiträge des Bundes und über eingeworbene Drittmittel. Auch in Kooperationen mit anderen Universitäten, Stiftungen oder privaten Unternehmen steckt viel Potential, wie zum Beispiel die Zusammenarbeit der Universität Basel mit der ETH oder mit der Botnar Stiftung zeigt.
Wie sieht der Zeitplan der Universität bis Ende 2021 aus?
Der Universitätsrat erarbeitet aktuell die Strategie 2030. Sie bildet zusammen mit der Immobilienstrategie die Grundlage für den nächsten Leistungsauftrag 2022-2025 und legt fest, in welche Richtung sich die Universität entwickeln wird. Die Fertigstellung des Leistungsauftrags ist im Jahr 2020 geplant, die Parlamentsvorlage für den Landrat und für den Grossen Rat soll im Frühjahr 2021 vorliegen.
Das Immobilienwesen der Universität soll neu geregelt werden. Welches sind hier die relevanten Kernpunkte?
Wir sind dabei, die Governance im Immobilienbereich zu überarbeiten, um die Transparenz zu erhöhen. Die bisherigen Strukturen sind nicht mehr zeitgemäss. Darüber hinaus müssen wir die Immobilienplanung aktualisieren. Zudem müssen wir klären, welche Finanzierungsmodelle für künftige Neubauten besonders geeignet sind.
Kürzlich stand in den Medien, dass die Uni Basel aktuell prüft, ob sie eine eigenständige Fakultät für Pharmazie ins Leben rufen soll. Befürworten Sie diese Neuerung?
Ich verstehe den Wunsch nach einer eigenen Fakultät, gerade im Zusammenhang mit unserem starken Pharma-Standort. Wir werden diese Idee im Unirat sehr genau prüfen und alle Vor- und Nachteile abwägen. Die Entscheidung für oder gegen eine neue Fakultät muss in der Strategie 2030 verankert sein, die aktuell erarbeitet wird.