KI – Gamechanger für die regionale Finanzbranche

21.06.2024

Das Thema künstliche Intelligenz brennt unter den Nägeln der Branche, das war an unserem diesjährigen «Spotlight Finance Basel» Anlass gut sicht- und spürbar. Rund 160 Vertreterinnen und Vertreter aus der Banken- und Versicherungsbranche trafen sich zur zweiten Ausgabe unseres Formats mit dem Thema «Digital Finance – Sicher durch das KI-Zeitalter».

Handelskammer-Direktor Martin Dätwyler unterstrich in seinem Grusswort die Bedeutung des noch jungen Formats für den Standort Basel: «Der Bankenplatz Basel hat es verdient, eine eigene Plattform zu haben, denn die Finanzbranche ist mit über 3,6 Milliarden Franken Umsatz eine der wichtigsten Branchen in unserer Region.»
Nach den Begrüssungsworten von Martin Jara, CEO Switzerland Helvetia Versicherungen, in deren Auditorium unser Anlass stattfand, ging es direkt und ohne Umschweife in die Thematik hinein.

Gut besuchtes Spotlight Basel 2024
Aufmerksamkeit für Risiken schärfen

Der renommierte Risiko-Forscher Dr. Jean-Marc Rickli vom Geneva Center für Security Policy stieg mit beeindruckenden Zahlen und Grafiken in sein Referat ein. So hat sich das Tempo der technischen Entwicklung in den letzten sechs Jahren explosionsartig entwickelt. Soziale Kontrolle dank künstlicher Intelligenz ist heute schon möglich, wie er am Beispiel China erläuterte. Diverse Beispiele aus den letzten Jahren über die neuen Gefahren, die mit dem technischen Fortschritt und der rasanten Entwicklung der künstlichen Intelligenz einhergehen, liessen ein mulmiges Gefühl zurück.
Auf Nachfrage relativierte Rickli. Es sei schliesslich sein Job, auf die Risiken von KI aufmerksam zu machen. Er wolle das Bewusstsein der Menschen für die Gefahren im Umgang mit den neuen Technologien aufmerksam machen. Denn wer sich des Risikos bewusst sei, der agiere auch anders. Natürlich gebe es aber auch Chancen der neuen Technologie: «Denken Sie nur an die Vielfalt an Informationen, die uns heute zur Verfügung stehen. Früher musste man für so etwas stundenlang in eine Bibliothek, wenn man überhaupt an Infos rangekommen ist. Heute geht das innert Sekunden. Diese Fülle an Informationen bietet ganz neue Möglichkeiten, zum Beispiel für den medizinischen Fortschritt.»

Was die virtuellen Assistenten können und können müssen

Optimistischer war die Sicht von Pascal Wild von ti&m. Er ordnete in einem kurzen Abriss ein, wo die KI aktuell steht, was sie bereits kann und wo die Grenzen sind. Wild ging auf das Thema der digitalen Assistenten ein, die idealerweise schnelle Erkenntnisse bieten und werthaltige Kommunikation zur Verfügung stellen. Der Kunde wolle heutzutage in natürlicher Sprache kommunizieren, klare Aufträge an virtuelle Assistenten abgeben, anstatt beispielsweise mühsam Dokumente zusammenzusuchen, so Wild.

Expertenrunde zum Thema KI in der Finanz- und Versicherungsbranche
Die Datensicherheit in einer technologisierten Welt

Über Chancen und Risiken informiert, ging es in die Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Bank- und Versicherungsbranche und dem KI-Profi von Quantum Basel.
Einig waren sich die Experten in der Frage, ob man in künstliche Intelligenz investieren soll oder nicht. Es gebe keine andere Möglichkeit als mit dem technischen Fortschritt mitzugehen, wenn man nicht links und rechts überholt werden wolle. Dem externen Risiko durch Cyberangriffe gelte es Rechnung zu tragen, waren sich die Podiumsteilnehmer ebenfalls einig. Unternehmen müssen nicht nur das Sicherheitsdispositiv hochfahren, «sondern auch Vorkehrungen treffen für den Fall, dass ein Angriff erfolgreich ist», so Jan Kundert von Helvetia. Die internen Herausforderungen in der Arbeit mit KI sieht Matthias Platter von der Bank Julius Bär in der Kontrolle. Man müsse als Bank oder Versicherung auf jeden Fall in der Kontrolle bleiben und die Resultate, die KI liefert, auch hinterfragen. Matthias Bossard, Leiter Cyber & Digital bei KPMG, betonte, dass Datenschutz ein Thema sei, das zwar unattraktiv erscheine, aber fundamental angegangen werden müsse, um mit der Geschwindigkeit der technischen Entwicklung Schritt halten zu können.

Der AI-Experte von Quantum Basel, Jan Mikolon, brachte noch einmal die Herausforderungen der rasanten Entwicklung der künstlichen Intelligenz auf den Tisch, denn dadurch «konzentriert sich die Macht immer mehr auf einige wenige Player, auch Grosse wie Apple und Microsoft können kaum noch mithalten».

Technologieneutrale Regulierung beibehalten

Die anschliessende Kaffeepause wurde für regen Austausch genutzt, bevor es in die einzelnen Break-Out-Sessions mit verschiedenen Experten ging.

Zurück im Plenum begrüsste Handelskammer Direktor Martin Dätwyler Richard Hess von der Schweizerischen Bankiervereinigung und Sandra Kurmann vom Schweizerischen Versicherungsverband zum Polittalk. Einigkeit herrschte zwischen beiden Vertretenden beim Thema Regulierung, der Schweizer Weg habe sich bis anhin bewährt. Auf die Frage von Martin Dätwyler hin, ob die Schweiz so etwas wie den EU-AI Act brauche, verneinten beide. «Ich erhoffe mir, dass die Schweiz dem Schweizer Weg treu bleibt und technologieneutral reguliert» so Sandra Kurmann. Martin Dätwyler schloss die Runde mit dem Wunsch von Richard Hess an die Politik, «dass die Politik an die Stärken der Schweiz glaubt und an die Innovationskraft des Privatsektors», weil dann brauche es keine übermässige Regulierung.

Jürg Walpen und Jacek Jonczy von Dreamlab Technologies schlossen den Nachmittag mit einem Blick auf die Welt und ihre Herausforderungen mit der neuen Technologie und brachen das herunter auf die Herausforderungen der Schweiz und schliesslich der Kantone. Sie zeigten live auf, wie viele Angriffsflächen im Internet lauern, aber auch, dass man diese identifizieren und verringern kann.
Der anschliessende Apéro wurde rege genutzt, um das Gehörte noch einmal zu vertiefen. Und selbstverständlich, um Kontakte zu pflegen.

 

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