Mut und Mindset in der Raumentwicklung

04.09.2024

Genug der Lageanalyse, nun müssen Lösungen zu den erkannten Problemen her! Unter diesem Motto empfing die Handelskammer beider Basel dieses Jahr knapp 200 Gäste am Fachkongress «Zone Zukunft». Und Lösungsansätze lieferten wir denn auch: In fünf Workshop entwickelten die Teilnehmenden, angeleitet von Expertinnen und Experten, Ideen, wie Wirtschaft, Gesellschaft und Arealentwicklung besser in Einklang gebracht werden können.

Der Nachmittag bei Uptown Basel AG begann praktisch: Hans-Jörg Fankhauser, welcher die Arealtransformation des Schorenareals leitet, führte Interessierte über das Arlesheimer Areal. Martin Dätwyler, Direktor Handelskammer beider Basel, und Dr. Thomas Staehelin, Verwaltungsratspräsident uptownBasel AG, begrüssten anschliessend das Plenum. Dieses Areal der uptownBasel sei der ideale Ort für diesen Fachkongress, treibe man doch hier Innovationen voran und lebe eine Zukunftsvision der Enkeltauglichkeit.

Hier schloss Dr. Anita Grams, Präsidentin des Rats für Raumordnung und Keynote-Speakerin, an. Das vom Bundesrat eingesetzte Gremium beschäftigt sich in der Legislatur 2024-27 mit dem Thema «Räumliche Aspekte der produzierenden Wirtschaft in der Schweiz» und eruierte kürzlich in einer Grundlagenstudie, ob zwischen Industriestandorten und Raumplanungsprojekten ein Zusammenhang oder Muster erkennbar ist. Die ernüchternde Antwort darauf: Nein. Deutlich wurde jedoch, so Grams, dass Ansätze, die auf Anreizsysteme und greifbare Ideen mit Zukunftspotenzial wie jene der Enkeltauglichkeit setzen, Wirkung zeigen.

Fachkongress «Zone-Zukunft» 2024 Auf spannende Keynotes folgten interaktive Breakout Sessions.
Investitionen, die sich lohnen

Stefan Mächler, Konzernleitungsmitglied Swiss Life AG, konzentrierte sich in seiner Keynote auf die Wichtigkeit von Planbarkeit. Gerade als Vorsorgedienstleistende könne sein Unternehmen nicht auf Projekte setzen, deren Durchführung stets durch Regulierungen und Einsprüche in Gefahr seien. Damit sich Investitionen lohnen, brauche es also Balance und Verlässlichkeit in den Projekten und in den Prozessen. Während der Einführung zu den darauffolgenden Breakout Sessions ergänzten Martin Dätwyler und Daniel Palestrina,Forschung, Entwicklung und Management Joint Venture International, Gesellschaft und Wirtschaft, müssten gemeinsam für Fortschritte Verantwortung übernehmen.

Fachkongress «Zone-Zukunft» 2024 Knapp 200 Gäste diskutierten an der «Zone» über Lösungen in der Raumentwicklung.
Gleichgewicht, Verlässlichkeit, Verantwortung

Die drei Stichworte Gleichgewicht, Verlässlichkeit und Verantwortung wurden im Verlauf der Workshops wiederholt aufgegriffen. Unter den Anleitung von Thomas Kübler, Leiter Standortförderung Baselland, Jan Leibundgut, Head Real Estate Management F. Hofmann-La Roche AG, Michael Hug, Präsident der städtischen Raumplanungskommission des Grossen Rats, Gruner AG-CEO Olivier Aebi und Patrick Leypoldt, Geschäftsführer Agglo Basel, berieten mit den Teilnehmenden während knapp einer Stunde über Lösungen in Arealentwicklungsfragen.

Fachkongress «Zone-Zukunft» 2024 Die erarbeiteten Lösungsansätze weurden auf dem Podium diskutiert.
Mut oder «Göttisystem»?

Sowohl während der einzelnen Breakout Sessions als auch auf dem anschliessenden Podium mit den Workshopleitern zeigte sich, dass Lösungen nicht so einfach zu definieren sind wie Probleme. Eine Idee, die aus den Diskussionen entsprang, hiess das «Göttisystem». Sie bezeichnet ein Gremium oder eine Instanz, die den Planungs-, Entscheidungs- und Umsetzungsprozess von Bauprojekten von Anfang bis Schluss begleitet und dabei unabhängig von Partei oder Amtsperioden fungiert. Im Detail stiess dieser Vorschlag zwar auch auf Kritik, insgesamt waren sich die Wortführenden aber einig: Es braucht mehr interdisziplinäre Zusammenarbeit, die verschiedenen Stakeholder müssen bereits früher für ein gemeinsames Commitment einbezogen werden. Dies könnte auch durch eine frühere partizipative Ausarbeitung einer Richtplanung erreicht werden. Letztlich brauche es auch Mut – Mut zum Pragmatismus und zur imperfekten Lösung.

 

Fachkongress «Zone-Zukunft» 2024 Der Fachkongress fand passend zum Thema am Schorenareal in Arlesheim statt.
Mindset als Steuer und Motor

Regierungsrat Thomi Jourdan, der das Podium in seiner Funktion als Vorsteher der Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion Basel-Landschaft ergänzte, fügte einen Punkt an, der aus politischer Sicht entscheidend sei: «Es ist immer auch eine Mindset-Frage.» Und dies im ganzen Prozess. Es brauche mehr Zielbewusstsein und Kooperationswille unter den Investorinnen und Investoren. Anschliessend Dialogbereitschaft mit den anderen Stakeholdern. Und vor allem auch Arbeit an der Einstellung der Bevölkerung unabhängig von einzelnen Projekten. «Die Politik findet in der Gesellschaft statt», so Jourdan. Deshalb müssten Wirtschaftsverbände, die Politik und Investitionswillige auch Imagearbeit in der Bevölkerung leisten.

Zum Schluss fasste Handelskammer-Direktor Martin Dätwyler zusammen, was sich in den Gesprächen herauskristallisiert hatte: Es braucht mehr proaktiven Einbezug aller Interessengruppen, Investorinnen und Investoren müssen sich schon früh über Bedürfnisse und Ziele einig sein und es bedarf einer Einstellungsänderung bei Stakeholdern – inklusive Mut.

Save the Date

Der nächste Fachkongress «Zone Zukunft» der Handelskammer beider Basel findet am 4. September 2025 zwischen 08.30 und 13.30 Uhr in der Region Basel statt.

hkbb.ch/events

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