Gesundheitswesen digitalisieren

07.06.2021

Vernetzte, digitale Gesundheitsdaten ermöglichen eine effizientere Forschung und Entwicklung in den Life Sciences, neue Therapien für Patientinnen und Patienten und senken die Kosten der Gesundheitsversorgung für die Gesellschaft. Die Schweiz hinkt jedoch bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens hinterher. Darunter leidet die Attraktivität der Life Sciences-Industrie der Region Basel – einem Zugpferd der Schweizer Volkswirtschaft. Um dies zu verhindern, setzt sich der Life Sciences Cluster Basel mit konkreten Massnahmen und politischen Instrumenten für ein digitales Gesundheitswesen ein.

Daten gewinnen an Bedeutung – auch in den Life Sciences. Das wachsende Wissen, neue Technologien, aber vor allem das intelligente Nutzen von Gesundheitsdaten erlauben eine bessere Gesundheitsversorgung zu tieferen Kosten für die Gesellschaft. Der Zugang zu neuen Therapien für Patientinnen und Patienten kann damit beschleunigt werden. «Noch nie sind so viele Gesundheitsdaten weltweit generiert worden. Die Daten verdoppeln sich heutzutage gemäss IBM alle 73 Tage», erläutert Deborah Strub, Abteilungsleiterin Cluster & Initiativen Handelskammer beider Basel. «Das Nutzen gesundheitsbezogener Daten ermöglicht nicht nur bessere Behandlungstherapien, sondern auch eine effizientere Forschung und Entwicklung».

Nachholbedarf – das Schweizer Gesundheitswesen ist schlicht nicht digitalisiert!

Für die Region Basel und andere forschungsstarke Regionen in der Schweiz ist es entscheidend, dass die Politik die Digitalisierung des Gesundheitswesens rascher vorantreibt. Eine von der Life Sciences Cluster Basel in Auftrag gegebene Standortbestimmung zur datenbasierten Gesundheitswirtschaft in der Schweiz kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass die Schweiz den Weg zur datenbasierten Gesundheitswirtschaft zwar betreten hat, diesen aber noch zu zögerlich beschreitet. Die Bemühungen sind fragmentiert und die Mühlen auf staatlicher Ebene malen zu langsam. «Für Innovationen im Life Sciences-Bereich wird es immer wichtiger, gesundheitsbezogene Daten zu nutzen. Investitionen in Geschäftsbereiche und Unternehmen die im Digital Health Bereich tätig sind, nehmen weltweit zu. Eine Entwicklung, die auch die Life Sciences-Industrie der Region Basel mitmachen will und muss, wenn sie – und damit auch unser Standort – den Ruf als weltweit führend erhalten will. Gesundheitsdaten für Forschung und Entwicklung werden entsprechend den gesetzlichen Anforderungen anonymisiert, verschlüsselt oder mit einer Einwilligung versehen verwendet. Trotz dieser strengen Anforderungen stehen aggregierte Daten noch zu wenig zur Verfügung», so Jürg Erismann, Leiter Standort Basel F. Hoffmann-La Roche und Präsident Life Sciences Cluster Basel. «Schafft die Schweiz die nötigen Rahmenbedingungen, stärkt sie damit die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Forschung und Industrie», so Erismann weiter.

Gesundheitsdaten in Ökosystem vernetzen

«Die Schweiz braucht dringend ein vernetztes Gesundheitsdatenökosystem. Davon profitieren in erster Linie die Patientinnen und Patienten, aber auch die Forschung, Wirtschaft und letztlich die ganze Gesellschaft. Gefordert sind Politik und alle Akteure des Gesundheitssystems», so René Buholzer, Geschäftsführer Interpharma und Mitglied Steering Committee Life Sciences Cluster Basel. So benötigt die Schweiz:

  • eine gemeinsame Infrastruktur, mit der Gesundheitsdaten erhoben, verarbeitet, gespeichert, geteilt und auch gelöscht werden können,
  • gemeinsame technische, datenschutzkonforme und ethische Standards, die regeln, wie diese Daten erfasst und strukturiert werden sollen,
  • Aufklärung, Vertrauen und Akzeptanz in dieses Fundament,
  • regulatorische Rahmenbedingungen und Anreize,
  • Aus- und Weiterbildungen von Fachkräften mit starken digitalen Kompetenzen sowie
  • eine nachhaltige Finanzierung und Investitionen in die Digitalisierung des Gesundheitswesens.
Standesinitiativen initiiert

«Die Digitalisierung des Gesundheitswesens muss jetzt entschlossen und rasch vorangetrieben werden, damit die datenbasierte Gesundheitswirtschaft Realität werden kann», ist Martin Dätwyler, Direktor Handelskammer beider Basel überzeugt. Auf Initiative der Handelskammer werden im Grossen Rat und im Landrat Motionen eingereicht, die von den beiden Basler Kantonen die Überweisung einer Standesinitiative dazu fordern. «Wir müssen bei den eidgenössischen Räten mit Nachdruck auf die speziellen Bedürfnisse unserer Life Sciences-Region hinweisen. Denn die Life Sciences-Industrie erwirtschaftet für die Region Basel über einen Drittel der gesamten regionalen Wertschöpfung und beschäftigt über 32'000 Erwerbstätige in der Region. Wir verlieren an Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft, wenn wir die Herausforderungen nicht meistern und die Digitalisierung im Gesundheitswesen nicht vorankommt», so Dätwyler. Zudem sollen in der Region Basel Pilotprojekte angestossen werden: «Wir setzen uns für den Aufbau einer regionalen Gesundheitsdateninfrastruktur zur gemeinsamen Nutzung und Zweitnutzung von Daten durch Forschung in Hochschulen und Industrie, Gesundheitsversorgung und öffentliche Gesundheit einschliesslich einer tragfähiger Governance ein», erläutert Strub.

Initiative für die Leitbranche unserer Region

Mit dem Life Sciences Cluster Basel baut die Handelskammer beider Basel ihr Engagement für die Leitbranche der Region weiter aus. Eine starke Trägerschaft mit Vertreterinnen und Vertretern aus führenden Unternehmen, Hochschulen, Spitälern und nationalen Branchenverbänden unterstützt die Initiative. Die gemeinsamen Ziele des Clusters sind, die wirtschaftliche Bedeutung und Relevanz der Basler Life Sciences-Industrie aufzuzeigen und den Standort national noch besser zu positionieren. «Wir wollen Impulse setzen und die Rahmenbedingungen für die Branche positiv beeinflussen. Ausserdem bietet der Cluster auch eine wertvolle Plattform für einen fruchtbaren Austausch – zwischen Politik, Verwaltung und Bevölkerung – und die Vernetzung der Akteure untereinander», so Deborah Strub. Der Cluster geht bis 2023 die Handlungsfelder «Gesundheitsdaten und Digital Health», «Fachkräfte und Talente», «Image und Reputation», «Rahmenbedingungen und Sichtbarkeit» sowie «Innovationsökosystem» an.

Life Sciences Cluster Basel – eine Initiative der Handelskammer beider Basel

Der Life Sciences Cluster Basel zeigt die wirtschaftliche Bedeutung und Relevanz der Life Sciences-Industrie der Region Basel auf. Er setzt Impulse, um das überdurchschnittliche Wertschöpfungspotenzial der Industrie gezielt weiterzuentwickeln und fördert den Austausch zwischen den Unternehmen und Organisationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Life Sciences sowie mit der Politik, den Verwaltungen und der Bevölkerung. Weitere Informationen unter lifesciencesbasel.ch

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