Historisches Erbe der Unibibliothek rüstet sich für die Zukunft
Ob Schriften von Erasmus oder Bernoulli – die weltbekannten historischen Bestände der Universitätsbibliothek Basel reichen zurück bis in die Spätantike. Die Bibliothek plant einen dringend benötigten Neubau, um dieses wertvolle Erbe für zukünftige Generationen zu sichern.
Hinter den Mauern der Universitätsbibliothek Basel (UB) verbirgt sich eine der bedeutendsten historischen Sammlungen der Welt. Sie beinhaltet einzigartige Schriften, Drucke und Karten, darunter Bestände aus dem Amerbach-Kabinett und dem Museum Faesch. Was kurz nach der Gründung der Universität Basel um 1471 begann, entwickelte sich über die Jahrhunderte durch zahlreiche Zugänge zu einem kaum überschaubaren Reservoir an Wissen. Zu den bedeutendsten Objekten der Sammlung gehören unter anderem die Übersetzung des Neue Testaments von Erasmus von Rotterdam und das erste Abbild Amerikas im sogenannten Columbusbrief. Die historischen Bestände der UB umfassen unter anderem über 300'000 Alte Drucke, 10'000 Handschriften, 450 Archive, 35'000 Karten und 100'000 Porträts und laufend kommen neue hinzu. Die Sammlung ist für die Öffentlichkeit frei zugänglich.
Pflege und Digitalisierung sind Mammutaufgaben
Seit knapp 20 Jahren arbeitet ein engagiertes Team daran, die Sammlung zu digitalisieren. «Der Aufwand ist riesig. Bislang ist ein bisschen mehr als ein Prozent dieser gewaltigen Sammlung digital verfügbar», erläutert Dr. Noah Regenass, Leiter Historische Sammlungen. Die UB setzt auf künstliche Intelligenz, um Manuskripte zu transkribieren. Auf www.swisscollections.ch können Interessierte die katalogisierten Bestände einsehen.
«Die Bestandserhaltung ist eine Mammutaufgabe, die weit über das blosse Archivieren hinausgeht», stellt Regenass fest. Zu den aufwendigen Massnahmen zählen Schimmelkontrollen, die Abwehr von Schädlingsbefällen und der Erhalt jener Handschriften, die vom sogenannten Tintenfrass bedroht sind. Eine wissenschaftliche Abteilung der UB kümmert sich um diese komplexen Aufgaben.
Neubau ist geplant
Das 1968 erbaute und denkmalgeschützte UB-Gebäude ist stark sanierungsbedürftig und stösst zunehmend an seine Grenzen. Die Infrastruktur entspricht vor allem bezüglich der sicherheitstechnischen und klimatischen Bedingungen nicht mehr den aktuellen Anforderungen, besonders im Hinblick auf den Schutz der wertvollen historischen Sammlung. Auch der Platz im Archiv wird knapp, da die historische Sammlung als Speicherbibliothek fungiert – jedes Original bleibt erhalten. «Trotz Digitalisierung hat das physische Original seine Bedeutung keineswegs verloren», betont Regenass.
Um all diesen Anforderungen gerecht zu werden, ist für die historische Sammlung ein Neubau an der Hebelschanze geplant, der voraussichtlich 2035 bezogen werden soll. Ein Studienauftrag im selektiven Verfahren unter Leitung des Bau- und Verkehrsdepartements des Kantons Basel-Stadt für dieses Projekt läuft. Regenass fasst zusammen: «Unser Ziel ist, der Sammlung ausreichend Raum zu bieten, sie als kulturelles Erbe von unschätzbarem Wert für die Zukunft zu sichern und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.»
«Uni konkret»: Von Erasmus bis Foto-Sammelalben
Am Dienstag, 29. Oktober 2024, konnten rund 50 Interessierte einen exklusiven Blick hinter die Kulissen der historischen Bestände der Universitätsbibliothek werfen. Lesen Sie hier unseren Nachbericht.
Der Beitrag erscheint im Rahmen unserer Reihe «Wissen schafft Wirtschaft» in Kooperatikon mit der Universität Basel.