Auch Logistik braucht Raum
Die Logistik ist eine der Leitbranchen der Region Basel und aufgrund ihrer Querschnittdienstleistungen von enormer Bedeutung für den Wirtschaftsstandort. Die Handelskammer beider Basel unterstützt deshalb die Vorstösse zur Erarbeitung eines Regionalen Logistikflächenkonzepts, welche im Grossen Rat und im Landrat eingereicht wurden.
Von Daniel Hettich, Grossrat LDP, und Balz Stückelberger, Landrat FDP
Ehemalige Industrieareale werden transformiert, Wirtschaftsflächen zu Wohnzonen umgewandelt. Industrie und Logistik geraten dadurch unter räumlichen Druck. Deshalb haben wir im Grossen Rat wie auch im Landrat Motionen eingereicht, welche die Erarbeitung eines interkantonalen Logistikflächenkonzepts fordern. Ein solches Konzept soll die Verfügbarkeit von Logistikflächen im Metropolitanraum Basel sichern.
Die Region Basel wandelt sich, Wirtschaftsflächen werden transformiert. Die Entwicklungsstrategien und künftigen Nutzungen auf städtischen Transformationsarealen wie Lysbüchel, Wolf oder Klybeck oder etwa Salina Raurica in Baselland sind nicht unumstritten. Der Platz in der bereits heute relativ dichten Region Basel ist beschränkt und wird entsprechend immer wertvoller. Dies ist ein erfreulicher Teil des Erfolgs und der Dynamik der Wirtschaftsregion Basel. Doch das Ganze hat auch eine Kehrseite. Wohnen verspricht Investorinnen und Investoren höchste Renditen und wird deshalb in Nutzungskonzepten maximiert. Die verbleibenden wirtschaftlichen Nutzflächen sollen Hochtechnologien anziehen oder am liebsten gleich das nächste Google hervorbringen. Klassisches Gewerbe, die produzierende Industrie und Logistikdienstleister haben bei dieser Entwicklung häufig das Nachsehen. Eine einseitige Entwicklung wird auf Dauer nicht zum Vorteil der Region sein.
Verdrängung wichtiger Versorgungsfunktionen
Die im kantonalen Richtplan ausgewiesenen Schwerpunktgebiete Arbeiten dürfen in der Stadt Basel mit bis zu 50 Prozent Wohnnutzung entwickelt werden. Die Behörden wollen es damit allen recht machen. Mit solchen Mischnutzungen sind aber auch viele Konflikte verbunden, da Wohnen und Arbeiten nicht immer reibungslos nebeneinander funktionieren. Interessengruppen wie Investorinnen und Investoren werden von den Kompromisslösungen folglich häufig enttäuscht. Die Ansprüche der verschiedenen Gruppen an die einzelnen Areale sind oft widersprüchlich oder schliessen sich gar gegenseitig aus. Im Ringen um die zahlungskräftigsten Käufer und Mieter geraten gewerbliche und industrielle Betriebe schnell ins Abseits. Davon betroffen sind auch elementare Versorgungsfunktionen für einen funktionierenden Wirtschaftsraum, insbesondere die Logistik.
Hält diese Verdrängung unverändert an, so manövriert sich der Standort Basel langfristig in eine Sackgasse. Die Problematik wurde im aktuellen Regionalen Güterverkehrskonzept Basel vom Aggloprogramm Basel und dem Logistikcluster - der Branchenvereinigung der Region Basel - aufgezeigt. Wenn die Logistik in periphere Gebiete - abseits der Stadt und der nahen Agglomeration, verdrängt wird, führt dies zu längeren Transportwegen für den Gütertransport und damit für die Versorgung der Stadt. Dies hat tendenziell eine verminderte Qualität der Logistikdienstleistungen zur Folge. Die Logistik kann also ihre für die Gesamtwirtschaft wichtigen Querschnittsdienstleistungen nicht mehr optimal erbringen – mit direkten Folgen für den Wirtschaftsstandort Basel. Nicht zu vernachlässigen ist in dieser Hinsicht auch, dass mit der Verdrängung das Wohl einer Branche aufs Spiel gesetzt wird, welche in der Region rund 12'000 Arbeitnehmende beschäftigt und 1.9 Milliarden Franken Bruttowertschöpfung pro Jahr erwirtschaftet. Gleichzeitig verursachen längere Versorgungswege auch eine Verkehrszunahme. Damit werden Strasse und Schiene, welche bereits jetzt unter Druck stehen, zusätzlich belastet. Die Erarbeitung eines verbindlichen Logistikflächenkonzepts durch die Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft ist deshalb für die Bewahrung der Standortattraktivität zentral.
Flächen für die Logistik langfristig sichern
Zwar existieren neben dem Regionalen Güterverkehrskonzept Basel weitere Dokumente, welche potenzielle Logistikflächen ausweisen. Auch wurden die Standorte des Trimodalen Terminals Basel Nord, des Hafenbeckens 3 sowie die Umschlagsanlage auf dem Wolf Areal im Kantonalen Richtplan des Kantons Basel-Stadt als «Standorte Güterlogistik» festgelegt. Dies reicht jedoch nicht aus. Es braucht nun ein umfassendes Konzept, welches aufzeigt, wie Logistikflächen in ausreichender Menge und Qualität langfristig gesichert werden können.
Ein solches Konzept soll dem internationalen Güteraustausch genauso Raum bieten, wie der Pharmalogistik für die Life Sciences-Branchen oder den Kurier- und Expressdienstleistern, welche die Feinverteilung zu den Kundinnen und Kunden bis hin zu einer City-Logistik sicherstellen. Konkret muss es das Ziel eines Logistikflächenkonzepts sein, einen Gesamtüberblick der potenziellen Logistikflächen zu erstellen, die Entwicklungsperspektiven der Branche zu analysieren und sicherzustellen, dass die Bedürfnisse der Logistik in der Raum- und Richtplanung sowie insbesondere der Arealentwicklung miteinbezogen werden.
Genau dies ist das Ziel unserer Motionen, die wir im Grossen Rat wie auch im Landrat eingereicht haben.