«Internationale Unternehmen schlagen in unserer Region Basel leicht Wurzeln»

17.08.2022

Die Region Basel übt eine grosse Anziehungskraft auf internationale Firmen aus. Wir haben mit Martin Dätwyler, Direktor Handelskammer beider Basel, und Christof Klöpper, CEO Basel Area Business & Innovation, über ideale Rahmenbedingungen für Firmen gesprochen. Wichtiges Element: eine moderne Infrastruktur. Doch am Ende kommt es auf die richtigen Partner an.

Unternehmen haben unterschiedliche Gründe, sich nach einem neuen oder einem zusätzlichen Standort umzusehen. Wonach suchen sie in der Regel?

Christof Klöpper: Viele der Firmen, die auf uns zukommen, wollen international expandieren und suchen dafür einen Standort in Europa, der ihnen einen guten Zugang zum europäischen Markt bietet. Dafür brauchen sie ein Umfeld, das wirtschaftlich und politisch stabil ist und in dem sie geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden. Natürlich spielen die Kosten für den Standort ebenfalls eine Rolle: Was kosten Personal, Flächen, Büros oder Labors; wie hoch ist die Steuerlast? Je nach Firma werden diese Kosten unterschiedlich gewichtet. Es ist auch wichtig, ob die passenden Büros oder Labors vorhanden sind und wie leicht eine Firma gegründet werden kann. Schliesslich gibt es Firmen, die in die Region kommen, um von den hiesigen Clustern zu profitieren. Das sehen wir häufig bei Firmen, die in Forschung und Entwicklung aktiv sind. Dies sind vor allem Life Sciences-Firmen und punktuell Firmen aus anderen Branchen, in denen unsere Region Stärken hat. Ausschlaggebend ist am Ende immer, ob eine Firma hier die Partnerinnen und Kundinnen findet, die sie für ihre Entwicklung braucht. In der Region Basel haben wir in allen Bereichen sehr gute Karten.

Was gibt letztlich den Ausschlag für unseren Wirtschaftsstandort?

Christof Klöpper: Man muss wissen, dass ein Ansiedlungsprozess Jahre dauern kann. Internationale Firmen evaluieren verschiedene Standorte sehr genau und wägen jedes Detail ab. Unternehmen, die sich für die Region Basel entscheiden, sind davon überzeugt, dass sie hier top qualifizierte Mitarbeitende finden. Insgesamt ist es ein Erfolg der Region, wenn sich eine Firma hier ansiedelt. Basel Area Business & Innovation hilft, indem wir das Netzwerk aktivieren und wertvolle Informationen zu allen genannten Punkten liefern. Wir bringen Firmen, die sich für eine Ansiedlung in der Region interessieren, ab dem ersten Kontakt mit potenziellen Partnern, Immobilienanbietern, Hochschulen und Behörden zusammen. Dadurch gelingt es internationalen Unternehmen leicht hier Wurzeln zu schlagen. Dass dieser Ansatz funktioniert, zeigt sich auch in den Ansiedlungszahlen: Letztes Jahr haben wir 39 Firmen dabei geholfen, sich in der Basel Area niederzulassen – so vielen wie noch nie zuvor. In diesem Jahr haben wir die 200. Firma seit 2016 bei der Ansiedlung unterstützt. Die Mehrheit dieser 200 Firmen ist in den Life Sciences aktiv. Doch ein zunehmender Teil ist in der Produktions- und Prozesstechnologie tätig.

Und was braucht es, damit Unternehmen in unserer Region bleiben, Herr Dätwyler?

Martin Dätwyler: Eine erfolgreiche Wirtschaftsregion braucht neben ausreichend geeigneten Wirtschaftsflächen, gut qualifizierten Arbeitnehmenden und einem wettbewerbsfähigen Steuersystem auch eine gute infrastrukturelle Anbindung. Unser trinationaler Wirtschaftsraum bietet mit dem EuroAirport, dem Rhein, aber auch durch seine gute Strassen- und Bahnanbindung beste Voraussetzungen. Doch wir dürfen nicht müde werden, die vorhandenen Strukturen zu verbessern. Denn die Wirtschaft wächst und das Mobilitätsbedürfnis steigt. In unserem Themendossier «Mobil in die Zukunft» setzen wir zahlreiche Impulse, wie wir unsere Region mit innovativen Verkehrskonzepten zukunftsfit machen können. Eine gute Anbindung ist auch für das boomende Bachgrabenareal zentral und die strassenseitige Anbindung des Gebiets durch den Zubringer Bachgraben unerlässlich. Dafür setzen wir uns engagiert ein. Leider hat der Bund den hohen Stellenwert dieses wichtigen Infrastrukturprojekts noch nicht erkannt und es nicht – wie von der Agglomeration Basel gefordert – in den priorisierten A-Horizon aufgenommen. Um hier Druck zu machen, habe ich in meiner Funktion als Landrat eine Interpellation eingereicht.

Welchen Herausforderungen begegnen dabei insbesondere produzierende Unternehmen?

Martin Dätwyler: Rechnen wir die grossen Transformationsareale der Stadt Basel zusammen, ergibt das eine Fläche von ungefähr 220 ha Fläche, die gerade entwickelt wird. Das entspricht rund 8,3 Prozent der kantonalen und sogar 10,6 Prozent der städtischen Siedlungsfläche Basels. Bei der Arealentwicklung werden immer häufiger Mehrfachnutzungen angestrebt. Vor allem Wohnen wird aufgrund der höchsten Rendite bevorzugt in die Planungskonzepte integriert. Das birgt Konfliktpotenzial und setzt gewerbliche und industrielle Betriebe sowie Logistikdienstleister unter räumlichen Druck. Wir setzen uns als Handelskammer beider Basel dafür ein, dass auch die Bedürfnisse der Wirtschaft im städtischen Raum und in der Agglomeration berücksichtigt werden.

Herr Klöpper, der Switzerland Innovation Park Basel Area bezieht im Herbst seinen neuen Standort auf dem Bachgrabenareal. Welchen Stellenwert hat ein solches Areal bei der Entscheidung für einen Standort?

Christof Klöpper: Leuchttürme wie der Main Campus sind unverzichtbar. Zum einen sind die Büros grossartig, und die Labore brauchen wir in unserer Region, in der die Biotechnologie so erfolgreich ist, dringend. Zum anderen suchen Innovatorinnen und Innovatoren die Nähe zu gleichgesinnten Menschen mit Ideen und dem Drang, das nächste grosse Ding zu entwickeln. Zu den Nachbarn des Main Campus gehören SKAN, Johnson&Johnson, Basilea oder das Swiss TPH. Solche Orte, an denen andere bereits erfolgreich sind und sich entwickeln, haben eine unwiderstehliche Anziehungskraft. Das Tolle ist, dass es mit dem Innovationspark noch längst nicht aufhört. Ich denke an den Tech Park Basel im Stücki, an Uptown Basel oder den sich öffnenden Novartis Campus. All diese Standorte sind sehr attraktiv für internationale Firmen. Unsere Ansiedlungskunden müssen nur auf die Klingelschilder schauen, um zu sehen, dass unsere Region viel unternimmt, um das Wirtschaftscluster zu fördern. Eine moderne Infrastruktur trägt viel dazu bei.

Das Bachgrabenareal ist in Wandel. Was ist wichtig für die Entwicklung eines solchen Areals?

Martin Dätwyler: Wirtschaft braucht Raum, um florieren und innovativ sein zu können. Dazu müssen Areale bedarfsgerecht weiterentwickelt werden. Das Bachgrabenareal ist ein Musterbeispiel dafür, wie einem unternutzen Gebiet neues Leben eingehaucht und den Bedürfnissen der Wirtschaft Rechnung getragen werden kann. Dieser innovative Werkplatz vereint alles, was ein Life Sciences-Hub braucht: die Nähe zu Universitäten und Forschungseinrichtungen, die Verfügbarkeiten von top ausgebildeten Fachkräften und von Branchen-Clustern.

Herr Dätwyler, was ist Ihr Wunsch an die Politik hinsichtlich Entwicklungsareale?

Martin Dätwyler: Im Standortwettbewerb spielen verfügbare Flächen und baureife Standorte eine tragende Rolle. Doch leider bleiben in der Region Basel viele Flächen häufig unternutzt oder Projekte bleiben in den Kinderschuhen stecken. Das liegt daran, dass Grundeigentümer und Investoren unterschiedlichste Nutzungen und Bedürfnisse berücksichtigen oder überbordende Forderungen erfüllen müssen, was nicht selten zum Bremsschuh wird. Damit die Region Basel ein attraktiver Wirtschaftsraum bleibt, müssen Planungsprozesse unbedingt gestrafft und vereinfacht werden.

Dr. Christof Klöpper, CEO Basel Area Business & Innovation
Martin Dätwyler, Direktor Handelskammer beider Basel

Das sagen Unternehmen am Standort Basel Area

«Wir konnten in Basel ein voll funktionsfähiges Labor- und Bürogebäude übernehmen und haben hier optimale Startbedingungen vorgefunden. In der Basel Area haben einige Biotech- und Pharmaunternehmen, und somit potenzielle neue Partner und Kundinnen ihren Sitz. Die Region ist dynamisch und international, und daher ein attraktiver Ausgangspunkt für die Gewinnung gut ausgebildeter internationaler Spezialistinnen und Spezialisten und den Aufbau unseres globalen Geschäfts.»

Hanns-Christian Mahler, CEO ten23 health

«Es gibt so viele verschiedene Biotech-Unternehmen, die sich hier niederlassen, und ich denke, einer der Gründe dafür ist die Innovation, die Sie hier in Basel finden. Wir planen, hier in Basel viel in den Aufbau der Forschungs- und Entwicklungsorganisation zu investieren. Basel ist einer der wenigen Orte in Europa, an denen man das tun kann. Einer der Aspekte, die Basel auszeichnen, ist der große Talentpool in der Pharmabranche. Ein anderer ist natürlich die hohe Lebensqualität hier in der Schweiz. Die Region Basel ist ein wichtiger Knotenpunkt für Life Sciences. Sie ist multikulturell, entspannt und sehr sicher.»

Michael van der Laan, Head of Clinical Development, Hengrui Europe Therapeutics AG

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