SDG 8

Heimischen Wald erhalten, globales Klima schützen

10.02.2025

Für den Verein «Wald-Klimaschutz Schweiz» sind gesunde Wälder der wirksamste Hebel, um die nationalen Klimaziele zu erreichen. Wie der Schutz heimischer Wälder Impact für Gesellschaft und Wirtschaft schafft und wie Unternehmen den lokalen Wald-Klimaschutz unterstützen können, erklärt Geschäftsführer Simon Tschendlik.

Herr Tschendlik, wer den Wald schützt, schützt das Klima? 
Das ist so. Wälder sind unverzichtbare Partner im Klimaschutz. Sie absorbieren jährlich rund 7,6 Milliarden Tonnen CO₂ – etwa 20 Prozent der globalen Emissionen. Gleichzeitig regulieren sie den Wasserhaushalt, bieten Schutz vor Naturgefahren und schaffen Lebensraum. Unsere Wälder, die 31 Prozent der Landesfläche bedecken, leisten wichtige lokale Beiträge: Sie schützen vor Steinschlag, verhindern Erosion und unterstützen die Biodiversität.

Warum machen insbesondere Waldprojekte im Klimaschutz Sinn?
Ein Vergleich zu zwei Projekten von Climeworks in Island zeigt, wie effizient unsere Wälder sind: Die Anlage «ORCA» speichert jährlich 4’000 Tonnen CO₂ bei einem Energieverbrauch von 10,6 GWh. Das geplante «Mammoth»-Projekt soll 36’000 Tonnen CO₂ binden, benötigt aber 95 GWh Energie. Im Gegensatz dazu speichern die Wälder der Forstbetriebe Frenkentäler jährlich 5’500 Tonnen CO₂, unsere Projekte in Davos und Prättigau sogar 33’000 Tonnen – ohne zusätzlichen Energieaufwand. Technische Lösungen wie Carbon-Capture-Systeme haben ihren Platz, doch unsere Wälder bieten eine natürliche, energiesparende Alternative. Um ihre Funktion zu sichern, braucht es Investitionen in klimaresiliente Baumarten und nachhaltige Forstwirtschaft.

Welche Projekte unterstützen Sie in der Nordwestschweiz?
Wir betreuen Projekte im Laufental, vorderes Birstal, den Frenkentälern sowie im Solothurner Jura. Insgesamt haben wir landesweit bereits 13,5 Prozent der Waldfläche in unsere Projekte integriert. Diese zeigen greifbare Erfolge: Unsere Wälder schützen vor Naturgefahren, tragen durch CO₂-Speicherung und die Förderungen von Biodiversität zur Klimastabilität bei, schaffen Arbeitsplätze und stärken die ländliche Wirtschaft.

Junge Bäume im Wald Das Projekt Frenkentäler im Baselbiet umfasst die Waldungen der Gemeinden Bretzwil, Langenbruck, Lauwil, Reigoldswil, Waldenburg. Foto: Wald-Klimaschutz Projekt Frenkentäler (BL)

Sind Waldbewirtschaftung und Umweltschutz nicht ein Widerspruch? 
Nachhaltige Waldbewirtschaftung ist die Basis für Klimaschutz. Sie kombiniert CO₂-Speicherung, Biodiversitätsförderung und Holzproduktion. Der Wald ist durch den Klimawandel stark unter Druck. Wenn wir ihn stabilitätsfördernd bewirtschaften, kann er den Folgen des Klimawandels besser widerstehen. Dies beinhaltet etwa klimataugliche Baumarten einzubringen und die Bestandsstabilität zu fördern. 

Wie gehen Wirtschaftlichkeit und Wald-Klimaschutz zusammen?
Seit den 1960er ist die Forstwirtschaft in der Schweiz defizitär. Im Durchschnitt generiert die Ernte eines Kubikmeters Holz ein Minus von 8 Franken, trotz Unterstützung durch Bund und Kantone. Zusätzliche Investitionen, beispielsweise durch CO₂-Zertifikate, ermöglichen es, Wälder nachhaltig zu bewirtschaften. So schaffen wir Lebensräume für Flora und Fauna, sichern die Ressource Holz und maximieren die Klimawirkung unserer Wälder.

Warum engagieren Sie sich nur in der Schweiz – was ist der Vorteil?
Unsere Projekte garantieren Transparenz, Rechtssicherheit und lokale Wirkung. Schweizer Wälder sind durch strenge Forstgesetze geschützt, was ihre langfristige Erhaltung sichert. Unternehmen und Bürger können den Effekt ihres Engagements unmittelbar vor Ort erleben.
Obwohl wir Synergien mit Partnern in Österreich, Frankreich und Deutschland suchen, liegt unser Fokus auf der Schweiz. 

Wie können sich Unternehmen für den lokalen Wald-Klimaschutz engagieren? 
Unternehmen können regionale CO₂-Zertifikate erwerben. Besonders wertvoll ist es, Mitarbeitenden und Kunden das Engagement erlebbar zu machen, beispielsweise durch Events in Projektgebieten. Dies verstärkt nicht nur das Branding, sondern wirkt auch multiplizierend, indem es das Bewusstsein für Klimaschutz schärft. Alle Investitionen fliessen zweckgebunden in die Wälder zurück und fördern klimaresiliente Baumarten, Biodiversität und den Erhalt unserer Wälder.

Leben Sie Nachhaltigkeit auch in Ihrem privaten Alltag?  
Nachhaltigkeit begleitet mich täglich. Ich achte auf langlebige, reparierbare Produkte und kaufe bevorzugt saisonale Lebensmittel. Beruflich nutze ich aufgrund unserer Geländeverhältnisse ein klimatisch weniger optimales Fahrzeug – hier fehlt es noch an Alternativen. Dennoch bemühe ich mich, meinen ökologischen Fussabdruck durch bewusste Konsumentscheidungen so klein wie möglich zu halten.

Simon Tschendlik Simon Tschendlik ist Geschäftsführer des Vereins «Wald-Klimaschutz Schweiz».

Wald-Klimaschutz Schweiz
Der Verein Wald-Klimaschutz Schweiz setzt sich für die langfristige Erhaltung und klimaoptimierte Bewirtschaftung heimischer Wälder ein. Der 2019 gegründete Verein mit Sitz in Waldenburg mit über 6’000 Mitgliedern unterstützt Waldeigentümer bei der Umsetzung von Klimaschutzprojekten – von der Planung über die Zertifizierung bis hin zum Verkauf der CO₂-Zertifikate.  
Unternehmen erhalten durch den Erwerb von CO₂-Zertifikaten eine transparente Möglichkeit, aktiv zum Klimaschutz beizutragen in Akkordanz mit den Richtlinien des Bundes. Die erzielten Erlöse fliessen direkt zweckgebunden in die Wälder zurück und finanzieren Massnahmen wie Pflanzungen, Biodiversitätsförderung und Waldpflege. Unternehmen tragen so dazu bei, die Zukunft unserer Wälder zu sichern – als natürliche Kohlenstoffspeicher und lebenswichtige Ökosysteme.

www.wald-klimaschutz.ch  

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Das Interview erscheint in unserer Beitragsreihe #NACHHALTIGEIMPULSE

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